Darmkrebs Frühe Erkennung ist entscheidend
Ein intakter Darm ist für einen gesunden Körper unabdingbar. Umso wichtiger ist es, regelmäßig die Gesundheit des eigenen Darms überprüfen zu lassen.
Ein intakter Darm ist für einen gesunden Körper unabdingbar. Umso wichtiger ist es, regelmäßig die Gesundheit des eigenen Darms überprüfen zu lassen. Diese regelmäßigen Untersuchungen sind insbesondere zur Vorbeugung von Darmkrebs wichtig, da dieser sonst nur im fortgeschrittenen Stadium festgestellt und behandelt werden kann.
Experte:
PD Dr. med. Florian Kühn, Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie des Klinikums der Universität München; Facharzt für Viszeralchirurgie und Leiter des Darmkrebszentrums am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München
Am häufigsten tritt Darmkrebs im Bereich des Dickdarms auf. Oft entwickelt sich Darmkrebs aus gutartigen Vorstufen, die mit der Zeit allerdings zu bösartigen Tumoren werden können. Auch wenn sich Darmkrebs, verglichen mit anderen Krebserkrankungen, langsam entwickelt, ist eine frühe Diagnose und Behandlung sowie eine regelmäßige Vorsorge wichtig.
Darmkrebs ist in Deutschland mit rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen und Männern.
Dem Text liegt ein Interview mit PD Dr. med. Florian Kühn, Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie des Klinikums der Universität München; Facharzt für Viszeralchirurgie und Leiter des Darmkrebszentrums am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München, zugrunde.
In den häufigsten Fällen entstehen zuerst sogenannte Dickdarmadenome, die Geschwulste innerhalb des Dickdarms darstellen. Diese gutartigen Vorstufen können aber nach einiger Zeit und durch mehrere genetische Veränderungen zu bösartigen Tumoren werden.
In 95 Prozent der Fälle handelt es sich bei Darmkrebserkrankungen um erworbene Mutationen, die mit der Zeit im Darm entstehen. Darüber hinaus stellen fünf Prozent der Darmkrebserkrankungen vererbte Erkrankungen dar, die durch genetische Vorbelastungen entstehen.
Klassische Risikofaktoren
Die Entstehung von Darmkrebs kann durch Übergewicht begünstigt werden. Darüber hinaus kann auch der Konsum von Alkohol und Tabak als Genussmittel sowie ein Mangel an Bewegung zur Entstehung von Darmkrebs beitragen.
Ernährung als Risikofaktor
Eine ballaststoffarme und fettreiche Ernährung kann ebenfalls die Entstehung von Darmkrebs begünstigen. Außerdem kann auch ein übermäßiger Konsum von Fleisch, insbesondere von "rotem" Fleisch, sowie eine kalorienreiche Ernährung die Entstehung von Darmkrebs beeinflussen.
Alter als Risikofaktor
Auch das Alter spielt bei Darmkrebserkrankungen eine Rolle. Demnach steigt ab dem 50. Lebensjahr das Darmkrebsrisiko deutlich an. "Zirka 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen treten bei PatientInnen ab dem 50. Lebensjahr auf", erklärt Dr. Florian Kühn. Aus diesem Grund übernehmen die Krankenkassen bei PatientInnen ab 50 die Vorsorgeuntersuchung. Dennoch kann Darmkrebs auch bei jüngeren PatientInnen auftreten.
In der Vorstufe der Darmkrebserkrankung sind im Bereich des Darms, vorwiegend im Dickdarm, kleinere Polypen auffindbar. Diese Polypen sind zu Beginn gutartig und können meist während noch der Darmspiegelung entfernt werden. Im weiteren Verlauf und ohne Behandlung können sich aus den gutartigen Polypen bösartige Tumore entwickeln, die mit weiteren Symptomen einhergehen.
Eines der grundlegenden Symptome des Darmkrebses ist dahingehend das Auftreten von Blut im Stuhl. Für den Fall, dass während des Stuhlgangs Blut im Stuhl festgestellt wird, sollte daher umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um der Ursache der Blutung nachzugehen.
Darmverschluss
Wachsende Tumore können bei einer entsprechenden Größe dafür sorgen, dass der Darm eingeengt wird. Im schlimmsten Fall kann die Einengung zu einem Darmverschluss führen, der einen medizinischen Notfall darstellt und umgehend behandelt werden muss. Anzeichen eines Darmverschlusses können in diesem Zusammenhang plötzlich auftretende, heftige Bauchschmerzen sein.
Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang
Auch Veränderungen beim Stuhlgang können ein Zeichen für Darmkrebs sein. Demnach können im Zusammenhang mit Darmkrebs vermehrt Unregelmäßigkeiten wie Verstopfung oder auch Durchfall auftreten. Die unterschiedlichen Beschaffenheiten des Stuhlgangs können jedoch auch häufig wechseln. Darüber hinaus kann der Stuhlgang auch einen veränderten Geruch aufweisen.
Labordiagnostik
Erste Anzeichen eines Vorliegens von Darmkrebs können sich auch im Zuge einer Blutuntersuchung erkenntlich machen. In diesem Zusammenhang führen Tumore im Darm oft zu einem Blutverlust, der sich innerhalb eines Blutbilds als Anämie (Blutarmut) abzeichnet. Einhergehend mit einer Blutarmut können weiterhin Symptome wie ein allgemeines Schwächegefühl, Leistungsabfall oder Müdigkeit auftreten.
Die besten Heilungschancen bei Darmkrebs haben PatientInnen, wenn die Erkrankung so früh wie möglich erkannt wird. Eine frühe Erkennung von Darmkrebs ist beispielsweise durch regelmäßige Untersuchungen möglich.
Das effektivste und geläufigste Mittel bei der Diagnostik von Darmkrebs ist die Darmspiegelung. Im Rahmen der Untersuchung wird mithilfe eines Endoskops die Beschaffenheit des Darms untersucht. Dieser Eingriff erfolgt meist in einer Kurznarkose.
Durch die Darmspiegelung ist eine Früherkennung des Darmkrebses, der im Vorstadium in der Form gutartiger Geschwulste im Bereich des Darms auftritt, möglich. Im Rahmen der Untersuchung können die Geschwulste zugleich entfernt werden, was eine spätere Entwicklung dieser Geschwulste zu bösartigen Darmtumoren verhindert. Somit kann die Darmspiegelung sowohl eine diagnostische Maßnahme als auch gleichzeitig eine Therapiemöglichkeit sein.
Wichtig ist die Darmspiegelung insbesondere für PatientInnen ab 50 Jahren, die aufgrund ihres Alters ein erhöhtes Darmkrebsrisiko haben. Aus diesem Grund übernehmen die Krankenkassen bei Männern ab 50 Jahren sowie Frauen ab 55 Jahren zweimal alle zehn Jahre eine Darmspiegelung. Wenn bei einer Darmspiegelung keine Auffälligkeiten festgestellt werden konnten, sollten PatientInnen die Untersuchung nach zehn Jahren wiederholen. "Wenn man jedoch bei der Darmspiegelung etwas findet, muss man es je nach Entartung sogar früher wiederholen", erklärt Dr. Florian Kühn.
Bei PatientInnen unter 50 Jahren werden die Kosten für eine Darmspiegelung von der Krankenkasse nur übernommen, wenn entweder Symptome für eine Darmkrebserkrankung vorliegen oder bereits Fälle von Darmkrebs in der Familie bekannt sind.
Weitere Untersuchungsmethode: Stuhlprobe
Neben der Darmspiegelung kann auch eine Stuhlanalyse erfolgen, um mögliche Anzeichen von Darmkrebs festzustellen. In diesem Zusammenhang wird der Stuhl dahingehend untersucht, ob Blut darin aufzufinden ist. Diese Untersuchung wird zwischen dem 50. und 54. Lebensjahr einmal jährlich sowie ab dem 55. Lebensjahr und ohne Durchführung einer Darmspiegelung einmal alle zwei Jahre von der Krankenkasse übernommen. Ist der Befund der Stuhlprobe positiv und wird also Blut im Stuhl nachgewiesen, so sollte zur Klärung der Ursache in jedem Fall eine Darmspiegelung erfolgen.
Weitere Prävention von Darmkrebs
Auch ein eigener gesunder Lebensstil kann zur Vorbeugung von Darmkrebs beitragen. In diesem Zusammenhang sollte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet werden, die wenig Fleisch und wenig tierische Fette beinhaltet. Darüber hinaus sollte zudem auf ein ausreichendes Maß an Bewegung geachtet werden.
Bei nachgewiesenem Krebs im Darm sollte rasch mit der Behandlung begonnen werden. Die Behandlung von Darmkrebs ist abhängig vom Stadium der Erkrankung, das vor dem Beginn der Behandlung eingeschätzt wird.
Die Ersteinschätzung des Stadiums erfolgt mithilfe von Endoskopien. Je nach Stadium kann im Anschluss eine chirurgische und bei fortgeschrittenen Stadien zusätzlich eine onkologische Behandlung erfolgen. Im Zuge der chirurgischen Behandlung von Darmkrebs wird das Stadium nach der Operation durch eine pathologische Untersuchung des Tumors erneut überprüft.
Gute Erfolgsaussichten bei der Behandlung von Darmkrebs haben PatientInnen im Frühstadium. In diesem Stadium erfolgt in der Regel eine chirurgische Entfernung des Darmkrebses. Abhängig von der Position des Tumors müssen teilweise auch Teile des Dickdarms während des Eingriffs entfernt werden.
Im chirurgischen Bereich haben sich in den vergangenen Jahren einige neue Behandlungsmöglichkeiten ergeben. So kommen bei der chirurgischen Behandlung von Darmkrebs hauptsächlich minimal-invasive Verfahren, wie beispielsweise Schlüssellochtechniken, zum Einsatz. Laut Dr. Florian Kühn haben die modernen Operationsverfahren einen positiven Effekt auf das Behandlungsergebnis bei den PatientInnen: "Durch die neue Technik kann schonender, insbesondere nervenschonender, am Patienten operiert werden, was natürlich einen großen Vorteil bei der Genesung mit sich bringt." Darüber hinaus werden bei den Eingriffen mittlerweile vermehrt OP-Roboter eingesetzt, die den Chirurgen ein präziseres Operieren ermöglichen. Die Chirurgische Klinik der LMU wurde 2022 erneut als eines von deutschlandweit dreien Exzellenzzentren der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) ausgezeichnet.
Je nach Stadium können nach dem chirurgischen Eingriff weitere Therapien zur Behandlung des Darmkrebses notwendig sein. Gerade fortgeschrittene Stadien können in diesem Zusammenhang eine zusätzliche Chemotherapie zur Bekämpfung der Krebserkrankung erfordern. Bei zusätzlichen Maßnahmen arbeiten jedoch Teams aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen. "Dann wird im Team interdisziplinär beraten und die bestmögliche, maßgeschneiderte Therapie empfohlen", erklärt Dr. Florian Kühn.
Interdisziplinärer Behandlungsansatz
Im Zuge der Behandlung von Darmkrebs haben sich in den Kliniken mittlerweile interdisziplinäre Teams etabliert. So arbeiten MedizinerInnen verschiedener Fachrichtungen – etwa Gastroenterologen, Chirurgen, Radiologen, Pathologen und Onkologen – fachübergreifend bei der Behandlung von KrebspatientInnen zusammen. "Anhand der Expertise der verschiedenen Fachleute kann man die bestmögliche Therapie für den Patienten erzielen", so Dr. Florian Kühn. Im Rahmen des interdisziplinären Austauschs haben die MedizinerInnen regelmäßig fachübergreifende Tumortreffen, bei denen Sie die Behandlungsmöglichkeiten der jeweiligen PatientInnen besprechen und sich so für die bestmögliche Therapiemöglichkeit für die PatientInnen entscheiden. Außerdem kann fachübergreifend das Stadium der Krebserkrankung früh festgestellt werden, was für die PatientInnen zumeist ein besseres Langzeitergebnis bedeutet. Das Klinikum der Universität München ist bereits seit 2010 als Darmkrebszentrum der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert.
Kontakte Darmkrebszentrum der LMU
Die Hotline des Darmkrebszentrums der LMU München ist werktags täglich von 8:00 Uhr - 15:30 Uhr zu erreichen: (089) 4400 78800 oder mobil 0152 54849415.
Termine zur Vorsorgekoloskopie können jederzeit unter der Telefonnummer (089) 4400 76561 oder der (089) 4400 73024 vereinbart werden.