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Erschöpft bis ins Mark Tumor-assoziierte Fatigue

Fatigue ist eine spezielle Erscheinungsform von Müdigkeit und Erschöpfung. Sie tritt in der Regel als Begleitsymptom verschiedener Erkrankungen auf, unter anderem auch bei Krebs. Der Fachbegriff lautet dann: Tumor-assoziierte Fatigue (TF).

Stand: 09.05.2022 |Bildnachweis

Erschöpfter junger Mann | Bild: colourbox.com

Es gibt zwar noch keine allgemein anerkannte Definition der TF, aber es besteht Konsens, dass es sich um einen anhaltenden Zustand von Müdigkeit, Erschöpfung oder Energiemangel handelt, der im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung oder deren Therapie steht. TF ist ein Phänomen, das den ganzen Menschen umfasst, d.h. wir sehen Symptome auf der körperlichen Ebene (z.B. in Form von Schwäche, Bleigefühl und schneller Ermüdbarkeit), auf der kognitiven Ebene (z.B. in Form Konzentrations- und Gedächtnisstörungen) und auf der affektiven Ebene (z.B. in Form Antriebsschwäche und dem Gefühl der Überforderung).

Expertin:

Dr. phil. Irene Fischer, Leitung des Instituts für Tumor-Fatigue-Forschung (Emskirchen), Vorstandsmitglied der Deutschen Fatigue Gesellschaft (Köln); Mitglied im Leitungsgremium des Projekts Tumor-Fatigue-Sprechstunde der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V.

Welche Beschwerden auftreten, kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein und  es sind auch nicht immer sind alle drei Ebenen involviert. Die körperliche Ebene ist nahezu immer betroffen. Die körperlichen Symptome werden von den  Patienten  auch als am belastendsten beschrieben.

Tumor-Fatigue ist etwas völlig anderes als die normale Müdigkeit, Insbesondere stehen die Beschwerden in keinem angemessenen Verhältnis zu vorangegangenen Aktivitäten und nach Erholungsphasen oder Schlaf tritt häufig keine ausreichende Besserung ein oder sie hält nur kurze Zeit an.  

Patienten berichten, dass sich die Tumor-assoziierte Fatigue auch völlig anders anfühlt, als die Müdigkeit bzw. Erschöpfung bei anderen Krankheiten, wie z.B. bei einer Grippe oder bei einer Depression.

TF kann zu jedem Zeitpunkt einer Tumorerkrankung auftreten, also schon vor  der Erstdiagnose, während der Tumortherapie oder Jahre nach beendeter Tumorbehandlung. Meistens vergeht die TF nach der Therapie von selbst, es gibt auch Patienten, bei denen die TF jahrelang bestehen bleibt. Je nachdem, wie stark die TF ist, kann das Leben in nahezu allen Bereichen beeinträchtigt sein. Das gilt auch für Patienten, bei denen schon über Jahre kein Krebs mehr nachweisbar ist. Vor allem, wenn die Fatigue sehr stark ausgeprägt ist und lange anhält, ist das Leben nicht mehr, wie es war.  

Der Text beruht auf einem Interview mit Dr. phil. Irene Fischer,  Leitung des Instituts für Tumor-Fatigue-Forschung (Emskirchen), Vorstandsmitglied der Deutschen Fatigue Gesellschaft (Köln); Mitglied im Leitungsgremium des Projekts: Tumor-Fatigue-Sprechstunde der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V.