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Serie über Todesfall in Berlins Clubszene Warum "The Next Level" an zu vielen Klischees krankt

Die Serie "The Next Level" hätte Unterhaltung mit Tiefgang werden können: ein bisschen Subkultur, gute Schauspieler:innen und Kritik an der Gentrifizierung der Hauptstadt. Nur erinnert die Handlung an den Plot eines Slasher-Films.

Von: Ida Morganti

Stand: 12.02.2025

The next level | Bild: ARD Degeto Film/HR/rbb/NDR/Letterbox Filmproduktion/Real Film Berlin/Mathias Botho

Horror sind in dieser Serie nicht nur die Klischees über Clubkultur: Handykamera abgeklebt? Check. Lack- und Leder-Outfits und Sexschaukeln? Check. Drogendealer mit Bauchtasche? Check, Check, Check. Auch sonst lässt die ARD-Serie "The Next Level" kein Klischee aus. 

"The Next Level" beruht auf einer wahren Begebenheit 

Eine amerikanische Touristin ist gestorben, im Berliner Technoclub "Reaktor". Als Starreporterin Rosa Bernhard von der "Berliner Allgemeinen" zufällig den trauernden Witwer Josh kennenlernt, wittert sie die neue große Geschichte. Sie freundet sich mit Josh an – jedoch ohne ihm zu erzählen, dass sie über seine tote Frau Zofia schreiben will. Rosas Recherche wirkt wie eine Ermittlungsarbeit im Tatort. Denn sie will herausfinden: Wer hat Schuld an Zofias Tod? Der Club? Die Behörden? Oder doch der Ehemann? Und hätte ihr Tod verhindert werden können? 

Das Drehbuch stammt vom Journalisten Alexander Osang, der 2018 eine ähnliche Geschichte im Spiegel veröffentlicht hat. Bereits an seiner Reportage gab es Kritik: zu reißerisch, zu einseitig. Der Autor sei zu sehr auf der Suche nach Schuldigen für den Drogentod einer jungen Amerikanerin, schreibt Boris Rosenkranz im Onlinemagazin Übermedien. So unterstellte Osang etwa der damaligen Berliner Kulturverwaltung unter Klaus Lederer, den "ideologischen Überbau" für den Partydrogenkonsum in Berliner Clubs, vor allem im Berghain, zu liefern. Zudem kritisiert Rosenkranz: Dass Lederer schwul ist und das Berghain als schwuler Club gilt, passt offenbar gut ins Bild, jedenfalls erwähnt Osang es. Auch in der Serie tauchen Homosexuelle als verrucht-zwielichtige Gestalten auf.

Die Serie erinnert an Plots klassischer Slasher-Filme

Next Level sind auch die Klischees der Serie

Männlicher Brotverdiener, weiblicher Golddigger – noch so ein Klischee in dieser Serie. Und das entgegen der Realität: Aus der 2018 tatsächlich verstorbenen Amerikanerin, die Jennifer hieß und Anwältin war, wird in der Serie die Figur Zofia, Tochter armer polnischer Einwanderer. Das Drehbuch verwandelt an ihrer Stelle den Ehemann Josh in einen Anwalt, der aus einer reichen Familie stammt. Gemeinsam leben sie in einer riesigen Wohnung in Manhattan. Es ist das vermeintlich perfekte Leben, in das sie nach ihrem Berlintrip zurückkehren wollen. Aber nach und nach kommt raus: Zofia will gar nicht zurück, sie will ausbrechen aus dem geordneten Leben, die Ehe kriselt, sie hat eine Affäre, will lieber in Berlin die Nacht durchtanzen. Wenig später ist sie tot.

Der Plot eines klassischen Slasher-Films wäre so: Eine Gruppe Jugendlicher lädt "Schuld" auf sich, kommt vom "rechten Weg" ab. Soll heißen: Die jungen Leute haben Sex vor der Ehe, nehmen Drogen oder folgen anderen hedonistischen Verheißungen. Der Killer bestraft sie dann für ihre Sünden. Wie in einem Slasher-Film treibt auch in der Serie "The Next Level" ein Killer sein Unwesen. Nur ist der Killer hier kein Mensch, sondern eine Droge: Ecstasy. Auch Zofia, die aus den bürgerlichen Bahnen ausbrechen wollte, überlebt nicht lang. Sie bricht im Club mit Schaum vorm Mund zusammen. Offen bleibt, wer daran Schuld ist: die Überdosis oder Zofia.