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Der Alfarëihof im Gadertal Südtiroler Bergbauernhöfe zwischen Tradition und Moderne

Nicht ganz einfach zu finden ist der Alfarëihof im Gadertal. Ein wenig abseits des touristisch geprägten Ortes Badia, Abtei, liegt er oben am steilen Hang. Seit über 400 Jahren lebt die Familie Piccolruaz auf dem Hof, dessen Bausubstanz aus dem 13. Jahrhundert stammt. Der ladinische Name Alfarëi kommt von den Zitterpappeln, die den Hof umgeben.

Von: Andreas Pehl

Stand: 08.07.2017

Der Alfarëihof im Gadertal  | Bild: BR; Andreas Pehl

Stolz zählt Rosa Piccolruaz die verschiedenen Gänge des ladinischen Abendessens auf, das sie ihren Gästen serviert: als Vorspeise selbstgemachter Speck mit Kräutertopfen, Gerstensuppe mit Tirtlan, gefüllt mit Spinat und Topfen oder mit Sauerkraut, danach ein paar Schlutzkrapfen. Das war wie gesagt erst die Vorspeise!

In den ehemaligen Zimmern hat Anton ein kleines Museum eingerichtet

Rosa ist Bergbäuerin und wohnt mit ihrem Mann Anton auf einem der ältesten Höfe des Gadertals. Hier spricht man Ladinisch, eine alte rätoromanische Sprache mit Wurzeln im Keltischen und Lateinischen. Serviert wird das Menü in der gemütlichen, dunklen Zirbenholzstube aus dem Jahr 1861. Die ist hier schon fast modern, denn die erste Erwähnung ihres Hofes in Badia, des Lüch d’Alfarëi stammt aus dem Jahr 1286 – und aus dieser Zeit stammt auch das Gebäude.

Im Keller lagert der Speck neben dem großen Lärchenstamm, der den Vorderteil des Hauses trägt

Der Hof ist fast vollständig aus Holz erbaut und hat die letzten 800 Jahre nur wenige Veränderungen erfahren. Die eine Hälfte des Hauses ist in den Hang hineingebaut. Eine gemauerte Kellerwand trennt diesen Teil des Hauses von der fast frei schwebenden vorderen Hälfte, die von einem massiven Lärchenstamm im Keller gestützt wird. Hier hängt der selbstgemachte Speck zum Reifen. Bis 1987 haben Anton und seine Familie in dem alten Hof gewohnt. Inzwischen ist aus dem Kinderzimmer und den angrenzenden Räumen ein kleines Museum geworden. Anton kann sich noch gut an den allzu unbequemen Alltag in einem Holzhaus aus dem 13. Jahrhundert ohne Heizung und sanitäre Einrichtungen erinnern. 1987 haben sie dann neben dem alten Hof ein neues Wohngebäude errichtet. Das alte Haus stand leer, bis Rosa und Anton die Idee hatten, zusätzlich zur Landwirtschaft ein kleines Restaurant zu eröffnen, in dem man auf Vorbestellung ladinische Spezialitäten serviert bekommt und auf Wunsch auch einen Kochkurs mitmachen kann.

Nachwuchs beim bedrohten Pinzgauer Rinderbestand

Während Anton inzwischen das Abendlicht über der Gardenazza-Hochfläche und der Geislergruppe, über dem Heiligkreuzkofel und der Marmolata genießt, steht Sohn Matteo im historischen Stall und melkt die selten gewordenen Pinzgauer Rinder. Er wird den Hof auf seine Art und Weise weiterführen und Tradition mit Innovation gut verbinden. Und Mamma Rosa bereitet noch gerne weiter für die Gäste Apfelkücherl zu, Strauben und viele andere Variationen an Schmalzgebäck zur Nachspeise. Zum Glück kann man gleich am Heiligkreuzkofel wieder ein paar Kalorien abtrainieren ...

Karte: Der Alfarëihof

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Karte: Der Alfarëihof


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