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Der Paratoni-Hof im Grödnertal Südtiroler Bergbauernhof zwischen Tradition und Moderne

Der Paratoni-Hof im Grödner Tal liegt idyllisch an den Sonnenhängen von Sankt Cristina. Er stammt aus dem Jahr 1232 und ist damit einer der ältesten denkmalgeschützten Bergbauernhöfe im Alpenraum. Gemma und Klaus Insam haben sich einen Traum erfüllt und den 1585 Meter hoch gelegenen Hof drei Jahre lang in Eigenregie renoviert.

Von: Claudia Steiner

Stand: 06.09.2018

Der Paratoni-Hof im Grödnertal  | Bild: BR; Claudia Steiner

Ende 2016 eröffnete das Paar in dem jahrhundertealten Bauernhof einen urigen Hofschank. Zwei Mal die Woche servieren sie traditionelle Gerichte der ladinischen Küche. Der Name Paratoni bedeutet übrigens „Wiese, unter einem Berg, der herabbricht.“

Gemma und Klaus in der Mini-Stube, in der einst fünf Mädchen geschlafen haben

In der Stube riecht es nach Zirbenholz. Die Türrahmen sind so niedrig, dass man den Kopf einziehen muss. Der Dielenboden knarzt bei jedem Schritt. Durch die kleinen Fenster blickt man auf den mächtigen, fast 3200 Meter hohen Langkofel mit seinen Kanten, Spitzen und Türmen. Zwei getäfelte Stuben, dazu noch eine halbe Stube mit nur zwei Tischen – das ist der Hofschank Paratoni in Sankt Christina. Heute lebt die Wirtsfamilie mit ihren drei Kindern in einem neuen Haus hinter dem Hof. Im alten Bergbauernhof waren in den früheren Jahrhunderten aber ungleich mehr Menschen untergebracht. In der einen Haushälfte lebten zwei Familien, in der anderen Hälfte noch einmal eine Familie - insgesamt 44 Personen.

Ein Modell vom Hof

Bis in die 1950er Jahre war die höchstens sechs Quadratmeter große Kammer, in der nun zwei Wirtstische stehen, bewohnt. Fünf Mädchen mussten sich zwei Betten teilen, und im Winter hingen schon mal die Eiszapfen am Fensterbrett. Die Familien im Haus und im Nebenhaus teilten sich eine Küche. Noch immer zeugt eine dunkle, heute verschlossene Holztüre davon, dass die Nachbarn von ihrem Hausteil aus Zugang zu der Küche hatten. Noch heute ist die Küche schwarz – eine Rauchkuchl mit Kamin. Hier wurde der Speck zum Räuchern aufgehängt, hier haben die beiden Familien auf zwei Feuerstellen gekocht. Heute sind die Feuerstellen durch moderne Herde ersetzt worden. Der Backofen allerdings steht noch im Eck und soll demnächst wieder in Betrieb genommen werden. Traditionell wurde zwei Mal pro Jahr – im Frühjahr und im Herbst - Brot gebacken, dann getrocknet und die steinharten Brocken in Suppen, Milch oder Kaffee getunkt.

Auf dem Weg kommt man an vielen alten Häusern vorbei - das Loch im Holz war übrigens das alte Klo

Noch vor ein paar Jahren war der Hof baufällig. Das Dach war undicht, es regnete hinein. Die Familie überlegte, aus dem Hof eine Ferienwohnung zu machen. Doch dann schlug Gemma, die schon immer gerne gekocht hat, vor, einen Hofschank zu eröffnen. Unter strengen Denkmalschutzauflagen baute die Familie um. So durfte die Außenfassade nicht verändert werden, auch sollten regionale Materialien benutzt werden. Heute tischt Gemma jeden Freitag- und Samstagabend köstliche hausgemachte Gerichte auf, aber auch selbst gemachte Getränke wie eine Erdbeer-Melissen-Limonade. Bei den Gerichten achtet die 49-Jährige auf regionale Produkte oft aus der eigenen Landwirtschaft wie Joghurt, Milch oder Gemüse aus dem Garten. Daraus zaubert Gemma dann Knödel, Schlutzkrapfen, Sauerkraut, Erdapfelplatteln, eben typische Bauerngerichte von früher, auch wenn Gemma die alten Rezepte modern und leichter interpretiert. Im Winter gibt es als Vorspeise oft eine Heusuppe, im Sommer Smoothies mit Brennnesseln und verschiedene Wildkräutern oder Graukäse mit Schnittlauch, Frischkäse mit Kräutern sowie Speck vom Wollhaarschwein, süß-sauer eingelegte Zucchini und eine süß-pikante Birnen-Ingwer- Mostarda. Köstlich sind auch die Mürbteigkekse mit Kräutern und die grünen Chips aus gedörrten Brennnesseln mit etwas Salz.

Gemma, Klaus und der mittlere Sohn Jonas

Gemma ist nicht nur Wirtin, sondern arbeitet auch als Kindergärtnerin. Ihr Mann Klaus ist Schnitzer. Die drei Kinder, Elisa, Jonas und Aron, gehen noch zur Schule oder sind in der Ausbildung. Außerdem hat das Paar noch eine kleine Landwirtschaft mit drei Kühen, Kälbern, Hasen, Hühnern und eine Alm, auf der im Sommer Heu gemacht werden muss. Trotz der vielen Arbeit merkt man der Familie an, dass sie gerne hier lebt. Über die Jahrhunderte haben mehrere hundert Menschen auf dem Paratoni-Hof gelebt – wie viele genau, weiß niemand. Manchmal, wenn Gemma mal eine kurze Pause hat, sitzt sie auf der Bank vor dem Hof und denkt an die vielen Menschen und Geschichten der vergangenen Jahrhunderte.

Vom Hof aus sieht man auf den Langkofen

Jeden Freitag und Samstag gibt es im Hofschank Paratoni ein fixes Abend-Menü. Um Reservierung wird gebeten. Den Hof erreicht man am besten zu Fuß. Von Sankt Christina aus führt der alte Kreuzweg in etwa einer halben Stunde zum Hof hinauf. Weil der Weg abends nicht beleuchtet ist, empfiehlt es sich eine Taschenlampe mitzunehmen. Weitere Informationen gibt es unter www.paratoni.com sowie unter www.valgardena.it

Karte: Der Paratoni-Hof

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Karte: Der Paratoni-Hof


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