Holunder Gesundheit aus dem Garten
Gesundheit die schmeckt? Gibt's nicht - meinen zumindest viele Kinder. Mit Hollerküchlein zum Beispiel können sie vom Gegenteil überzeugt werden. Was Holunder noch so alles für unser Wohlbefinden tun kann, erfahren Sie in Gesundheit!
Zahlreiche Mythen ranken um "sambucus nigra" - um den schwarzen Holunder. So wird berichtet, er sei der Lieblingsbaum der germanischen Göttin Holla gewesen. Andere Überlieferungen behaupten sogar, Holla - die Beschützerin von Haus und Hof - habe selbst in einem Holunderbusch gewohnt. Auf jeden Fall hat sie dieser im Frühsommer weiß blühenden Pflanze ihren Namen gegeben. Außerdem war Holla den Gebrüdern Grimm Vorbild für ihre Märchenfigur "Frau Holle".
Ein Holunderbusch im Garten ersetzt die Apotheke
"Der Holunder sucht die Nähe des Menschen" , sagt man. In der Tat wächst er am liebsten im Schutze alter Scheunen, nah bei den Häusern und Höfen, an Wiesenrändern oder entlang von Bahngleisen. Wird ein Haus, an dem der Holler rankt verlassen, so kümmert der Busch - das jedenfalls behaupten manche Pflanzenkundler.
Die Wurzeln des Holunders reichen bis über das Höllenfeuer der Großmutter des Teufels, weiß eine alte Sage. Deshalb sollen die Menschen Krankheit und Unheil bei einem Hollerbusch lassen. Diese würden dann direkt im Höllenfeuer landen, der Mensch könne befreit von seinem Leid und Übel nach Hause gehen.
Medizinische Bedeutung - damals und heute
Medizinisch spielt der Holler schon lange eine Rolle. Ausgrabungen belegen, dass er schon in der Steinzeit zu Heilzwecken verwendet wurde. Detaillierte Aufzeichnungen gibt es aus der griechischen und römischen Antike. Hippokrates, der bekannteste griechische Arzt, hat zahlreiche Heilwirkungen beschrieben. Im Mittelalter befassten sich die Benediktinermönche ebenso mit dem Holler wie die heilige Hildegard von Bingen. Bis heute hat "sambucus nigra" nichts von seiner Faszination verloren.
Holunder - voll gesunder Wirkstoffe
Der Holunder enthält auffallend viele Mineralstoffe und Vitamine. Zusätzlich ist er reich an (essenziellen) Aminosäuren. Entzündungshemmend und schleimlösend wirken ätherische Öle, eine das Herz stärkende Wirkung sagt man den Glykosiden im Holunder nach. Außerdem enthalten: Ballast- und Gerbstoffe. Eine ganz besondere Rolle spielt der dunkle Farbstoff des Holunders, das Sambucyanin. Diese Substanz gehört zu den Flavonoiden - und ist so intensiv, dass man sie früher sogar zum Färben benutzt hat. Auch für die Gesundheit soll sie eine besondere Rolle spielen: Sambucyanin wird eine antioxydative Wirkung zugeschrieben, es gilt als "Radikalfänger" und soll das Risiko von Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Ob Sambucyanin, wie ihm nachgesagt wird, tatsächlich den Alterungsprozess aufhalten kann, sei dahin gestellt.
Vorsicht vor unreifen Früchten
Allerdings: Der Holunder enthält auch giftige Substanzen. Vor allem unreife Beeren enthalten Sambunigrin. Aus diesem kann sich Blausäure bilden. Darum dürfen Holunderbeeren auf keinen Fall roh gegessen werden. Die Dolden enthalten, auch wenn sie "reif" sind, fast immer auch unreife Beeren. Erhitzen inaktiviert das Sambunigrin. Zu heiß sollte der Holunder aber auch nicht werden.
Die beste Temperatur zur Saftzubereitung liegt knapp über 50 Grad. Dann lösen sich Zucker und Farbstoffe am besten aus der Frucht, die wertvollen Inhaltsstoffe werden geschont (kalt gepresster Hollersaft ist fast klar und hat wenig Aroma!). Auch beim "Verzehr" sollte Holundersaft nicht gekocht, sondern nur vorsichtig auf Trinktemperatur erhitzt werden.
Der Holunder treibt den Schweiß aus allen Poren
Am bekanntesten (und am besten belegt) ist die Heilwirkung der Holunderbeeren, die zu diesem Zweck fast immer zu Saft verarbeitet werden. Dieser gilt vor allem als äußerst schweißtreibend, findet Verwendung zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten. Dabei gilt: Je früher, desto besser. Wenn eine Erkältung "im Anflug ist", ab ins Bett, heißen Holundersaft trinken, die Bettdecke bis zum Hals ziehen und schwitzen. Die Chancen, am nächsten Morgen "fit" wieder aufzustehen, stehen dann nicht schlecht.
Auch die Blüten gelten als schweißtreibend. Aus ihnen wird meistens Tee zubereitet, schonender für die wertvollen Inhaltsstoffe ist allerdings ein Kaltauszug. Berichtet wird, dass es Brauch war für bestimmte Indianerstämme, vor der Schwitzhütte Holundertee zu trinken - damit der Schweiß noch besser rinnt. Da es frische Holunderblüten nur Anfang Juni gibt, empfiehlt es sich, einen Vorrat für das Jahr anzulegen. Holunderblüten lassen sich einfach trocknen.
Holunderküchlein erfreuen Kinderherzen
Allerdings eigenen sich die frischen Holunderblüten auch zu ganz anderen Dingen - die vor allem Kinderherzen erfreuen: Zur Herstellung von Hollerkücherln. Dazu werden die ganz frisch geernteten Blüten (sie werden auch in der Vase sehr schnell welk!) zunächst ausgeschüttelt, um etwa darin verborgene Insekten los zu werden. Dann werden sie - am Stiel gehalten - in einen dünnflüssigen Pfannkuchenteig eingetaucht. Mit einem Kochlöffel untertauchen, damit der Teigmantel alle Blüten umschließt. So kommen die Blüten in heißes Öl, werden ausgebacken, bis sie gold-gelb sind. Zum Schluss noch etwas Zimt und Zucker darüber - und genießen.