Die private Regensburger Hilfsorganisation "Sea-Eye" setzt ihre geplanten Rettungsmissionen im Mittelmeer vorerst aus. Das teilt der Verein mit. Grund sei die veränderte Sicherheitslage im westlichen Mittelmeer. Die libysche Küstenwache steckte einen eigenen Such- und Rettungsbereich für sich ab und drohte den NGOs, diese Zone nicht ohne ihre Erlaubnis zu befahren.
Diese Drohung müsse man ernst nehmen, sagt Michael Buschheuer, Chef der Regensburger Flüchtlingshilfsorganisation "Sea-Eye".
"Für uns ist es nicht das endgültige Aus. Aber wir gehen auf Standby sozusagen, wir haben unsere Schiffe zurückbeordert. Und wir warten, was passiert. Weil eine Drohung gegen europäische Hilfsorganisationen ja eigentlich nicht so stehen bleiben kann. Es würde uns sehr wundern, wenn jetzt ganz Europa zusieht, wie ein afrikanisches Verbrecher-Regime ein Gebiet für sich territorial beansprucht, das ihnen auch schlicht nicht gehört." Michael Buschheuer, Sea-Eye
Was macht die EU?
Die beiden Schiffe der Regensburger Organisation liegen jetzt in Häfen in Tunesien und Malta. Auch die Besatzung wartet dort auf ein Handeln der EU.
"Ganz Europa ist gefordert, diesen Missstand abzustellen." Michael Buschheuer
Doch gleichzeitig zeigt er sich nicht gerade zuversichtlich, bezeichnet er doch die libysche Küstenwache als den verlängerten Arm der EU:
"Wir sind ja vor Ort nicht nur eine Hilfe für die Menschen, die ertrinken. Sondern wir sind auch diejenigen, die sie zur Statistik führen und die ihnen eine Berichterstattung sicherstellen. Sie werden jetzt in den nächsten Tagen feststellen, dass es nur noch Erfolgsmeldungen gibt, dass die Fluchtbewegung abgebrochen ist. Und dann schläft das Thema der ertrinkenden Menschen einfach ein. Das ist ein unvorstellbarer Vorgang, den werden sie nicht alle 15 Jahre in der europäischen Geschichte finden." Michael Buschheuer