Laut Richter Lenart Hoesch haben die vorgeladenen Prostituierten angegeben, der Weg nach Augsburg sei ihnen zu weit und zu teuer. Das Gericht hat nur ein Ordnungsgeld in Höhe von jeweils 500 Euro ausgesprochen und lässt die beiden Frauen morgen, am Freitag um 10 Uhr - wenn es sein muss zwangsweise - vorführen, ein Haftbefehl ist angeordnet.
Bei den Zeuginnen handelt es sich zum einen um die Asiatin Sumai Y., die zornig geworden war, als Förster sie heimlich filmen wollte. Die andere Zeugin ist eine Kollegin von ihr, die dazu kam, als Y. die Speicherkarte aus Försters Kamera genommen hatte und es ein Gerangel mit dem damaligen SPD-Politiker gab.
Erotisches Fotoshooting für 250 Euro
Nächste Zeugin war eine junge Frau, die von Förster zu einem erotischen Fotoshooting gebucht worden war. Auf die Frage des Richters, sagte die Informatikstudentin aus dem Baden-Württembergischen, man habe sich im Internet verabredet.
"Ich habe eine Kartei angelegt im Internet, geplant waren Aktmodel-Fotos zum künstlerischen Bearbeiten." Zeugin
Man habe sich am Stuttgarter Hauptbahnhof getroffen und sei dann in ein Waldstück gefahren, so die Zeugin weiter. Es sei ihr "erster Einsatz" gewesen. Das Ganze sollte so aussehen, als sei sie überfallen worden. Sie habe Fesseln an den Händen gehabt, hätte die aber jederzeit abmachen können, sagte die junge Frau. Als Linus Förster nach diversen Aufnahmen - bei denen auch er nackt im Wald unterwegs war - versuchte, mit ihr Geschlechtsverkehr auszuüben, habe sie ihn zurückgewiesen, was dieser auch sofort akzeptiert habe.
Ende des zweiten Verhandlungstages
Als letzte Zeugin hatte das Gericht eine frühere Lebensgefährtin von Linus Förster in den Zeugenstand gerufen. Das Besondere: Die Zeugin ist diejenige Polizistin, die Linus Förster auf dem Video erkannt hat, das eine Prostituierte nach einem Streit mit dem Politiker zur Polizei gebracht hatte.
Aussage der Polizistin
"Wir kannten uns seit 2003, von 2004 bis April 2012 haben wir zusammen gewohnt", so die Beamtin. Förster habe 2012 eine Sinnkrise gehabt, sei in "schlechte Stimmung" verfallen. Natürlich habe er gern im Vordergrund gestanden: als Frontmann einer Band, später als Politiker. Er sei schon eine Person gewesen, die gern die Aufmerksamkeit anderer hatte, sagte die Zeugin auf die Frage, ob sie auch den Eindruck habe, dass Förster eine narzisstische Persönlichkeit sei. Er habe wohl auch während ihrer Partnerschaft andere Beziehungen gehabt, das habe sie aber erst später erfahren. Auch sei ein mutmaßlicher Missbrauch auf ihrem Geburtstagsfest an einem See geschehen, als Förster versucht habe, eine angetrunkene Freundin zu begrabschen. Das Verfahren wird am Freitag um 9 Uhr fortgesetzt.