Begründet wurde die Entscheidung des Gerichts unter anderem mit Fluchtgefahr. Der Prozess gegen die Übersetzerin und Journalistin mit deutscher Staatsbürgerschaft soll am 11. Oktober beginnen. Das Auswärtige Amt hatte sich für eine Unterbrechung der Untersuchungshaft eingesetzt, ohne Erfolg.
Für die Familie kommt das Ergebnis nicht überraschend. Mit einem Hoffnungsschimmer hatten Vater und Bruder von Meșale Tolu dem Haftprüfungstermin entgegen gesehen, doch an eine Freilassung hatten auch sie nicht geglaubt. Laut Tolus Anwältin will heute der deutsche Botschafter ihre Mandantin im Gefängnis besuchen.
In der Anklageschrift wird der 33-Jährigen Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Ihr drohen bis zu 15 Jahre Haft. Tolu stammt aus Neu-Ulm und hatte gelegentlich in der Türkei für eine linke Nachrichtenagentur und einen regierungskritischen Radiosender gearbeitet. Sie war bei einer Razzia im Vorfeld des 1. Mais mit 17 weiteren Angeklagten von Polizisten einer Anti-Terror-Einheit festgenommen worden. Seit 30. April befindet sich Tolu, die ihren zweijährigen Sohn bei sich hat, im Frauengefängnis Bakirköy in Untersuchungshaft.