Es ist wohl mit das Schlimmste, was man Müttern oder Vätern antun kann – wenn der Partner die eigenen Kinder wegnimmt. Das erlebt gerade Daniela Farre aus Höchberg bei Würzburg. Sie kämpft um die Rückkehr ihrer beiden Kinder.
Ihr Ehemann war vor gut zehn Wochen, Mitte Mai, mit ihren gemeinsamen Kindern für einen Urlaub in die Türkei aufgebrochen. Anders als abgesprochen, kehrte er mit den Kindern nach einer Woche nicht zurück. Stattdessen habe sie am 23. Mai eine Sprachnachricht von ihm erhalten. Darin habe er ihr erklärt, dass er mit den beiden Kindern in Afghanistan sei. Er werde weiter in den Iran reisen und dort erst mal bleiben.
Mann soll mit Entführung gedroht haben
Für Daniela Farre brach eine Welt zusammen. Wörtlich sagt sie: "Ich fühle mich seit Wochen wie in einer Blase. Es fühlt sich immer noch unwirklich an. Schubweise kommt manchmal die Realität durch und dann ziemlich heftig." Ihr Sohn Ilyas ist acht Jahre alt und ihre Tochter Aleena sechs Jahre.
Seit über zwei Jahren lebt Daniela Farre von ihrem Mann getrennt. Er stammt ursprünglich aus Afghanistan und lebt bereits seit über 30 Jahren in Deutschland, so Farre. Derzeit läuft ein Scheidungsverfahren. "Seit der Trennung hatte ich die ganze Zeit Angst, dass er die Kinder entführen könnte", ergänzte sie. "Er hat es auch angedroht, wenn keine Zeugen dabei waren."
Kriminalpolizei Würzburg ermittelt
Vor zwei Monaten, am 27. Mai, erstattete Daniela Farre Anzeige bei der Polizei. Die Kriminalpolizei Würzburg ermittelt immer noch in Richtung Kindesentziehung, so Enrico Ball, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. BR24 sagte er: "Es gab Abfragen bei den Fluggesellschaften, ob im Anschluss noch mal Flugbewegungen stattgefunden haben." Aktuell gehe die Polizei davon aus, dass der Vater sich auch in die Nachbarländer abgesetzt haben könnte. Laut Ball laufen entsprechende Rechtshilfeersuchen, die aber bei diesen Ländern zum Teil schwierig sind. Antworten kämen verzögert oder zum Teil gar nicht.
Betroffenen wie Daniela Farre bietet die Polizei Beratung an. Das Polizeipräsidium Unterfranken hat zwei speziell geschulte Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer (BPfK). Diese stehen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite. Sie klären beispielsweise über den Ablauf eines Ermittlungsverfahrens auf. Zudem informieren sie über Beratungsstellen und Hilfseinrichtungen.
Spendenaktion, um Anwalt und Detektiv engagieren zu können
Daniela Farre nahm diese Beratung in Anspruch. Darüber hinaus rief sie eine Spendenaktion ins Leben, um möglichst bald einen Anwalt und einen Privatdetektiv engagieren zu können. Auch aus der Bevölkerung erhielt sie Unterstützung. "Die Leute hier im Ort, die das mitbekamen, haben sehr viel Anteilnahme gezeigt", betonte sie.
Und sie sammelten Spenden für Daniela Farre. Sie vermittelten ihr auch Personen, die schon Ähnliches erlebt haben und ihr somit helfen könnten. In Bayern gab es vergangenes Jahr knapp 90 sogenannte Entziehungen minderjähriger Kinder unter 14 Jahren.
Diese Woche beantragte Daniela Farre das alleinige Sorgerecht. Sie hofft so auf bessere Chancen, ihre Kinder schon bald wieder in die Arme schließen zu dürfen.
Dieser Artikel ist erstmals am 26. Juli 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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