Bildrechte: AfD-Politiker Gauland, Weidel, Meuthen (von links)
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dpa/pa/Julian Stratenschulte

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Die AfD zieht in den Bundestag ein. Ursache: Verunsicherung

Die AfD zieht in den Bundestag ein. Ursache: Verunsicherung

Die AfD schafft es wie zu erwarten als drittstärkste Kraft ins Land - mit wohl um die 13 Prozent. Die Nachwahlbefragungen sind noch nicht da, aber die Vorwahlumfragen lassen erste Rückschlüsse zu, wieso die AfD so stark war. Von Florian Haas

Die AfD profitierte von der hohen Verunsicherung, die sich in weiten Teilen der Bevölkerung durch die gestiegene Zuwanderung breit gemacht hat. Wenig überraschend bündelte sie nach Ansicht der meisten Bürger die Angst vor dem Einfluss des Islam, vor Flüchtlingen und auch vor steigender Kriminalität. In Fragen der Inneren Sicherheit traut man ihr recht viel zu – zumindest mehr als den anderen „kleinen“ Parteien. Aber: ihre mitunter extremistischen Positionen hat die AfD für viele Menschen, die solche Ängste ebenfalls empfinden, unwählbar gemacht. Sonst wäre das Ergebnis natürlich noch besser gewesen. Dass die persönlichen Umfragewerte für die AfD-Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland sehr schlecht waren, hat wenig zu bedeuten. Bei Parteien, die sich primär aus Protestgründen gegründet haben, ist das mehr die Regel als die Ausnahme.

AfD profitiert von einem verunsicherten Deutschland

Die AfD konnte sehr stark bei Arbeitslosen und Arbeitern punkten, bei Männern mehr als bei Fragen. Insgesamt haben sechs Millionen Menschen die AfD gewählt. Die Partei holte sich von allen anderen Parteien frühere Wähler, die meisten von der Union (mehr als eine Million), aber fast genauso viele von der SPD. Im Osten wurde die AfD sogar zweitstärkste Partei hinter der Union. Sie konnte auch mehr als eine Millionen Menschen von sich überzeugen, die 2013 noch nicht gewählt haben. Das ist übrigens ein Mitgrund für die gestiegene Wahlbeteiligung bei dieser Bundestagswahl.

Profiteure der Polarisierung

Eine sehr interessante demoskopische Erkenntnis ist auch, dass es sich bei der AfD (inzwischen) auch um ein kulturelles Phänomen handelt, nicht um ein soziales. Frei übersetzt heißt das: Vielen ihren Wählern geht es finanziell-wirtschaftlich mehrheitlich ordentlich oder gut; ihre Sorgen drehen sich eher um einen Verlust der deutschen Kultur und der heimischen Identität. Auch das Gefühl der Benachteiligung ist bei AfD-Anhängern besonders stark ausgeprägt. Sie, aber auch eine Mehrheit der Bundesbürger insgesamt, sagen: die AfD nennt die Dinge wenigstens beim Namen. Generell galt die Frage, ob Deutschland künftig ein weltoffenes Land sein oder ob es seine Grenzen schließen sollte, diesmal als mitentscheidend. Die AfD dürfte von dieser Polarisierung profitiert haben.