Martin Schulz hat inzwischen auf das Amt des Außenministers verzichtet und viele in der Partei ärgert, dass jetzt Andrea Nahles als kommissarische Parteivorsitzende nachrücken könnte. Weniger wegen der Personalie Nahles, sondern, weil in der SPD der Vorstand vom Bundesparteitag gewählt werden muss. Den kommissarischen Parteivorsitz darf bis dahin nur einer der Stellvertreter übernehmen.
Aktuell gibt es sechs stellvertretende Partei-Vorsitzende, die dafür in Frage kommen würden: Die Vorsitzende der Bayern SPD, Natascha Kohnen, Malu Dreyer und Manuela Schwesig sowie Olaf Scholz, Thorsten Schäfer-Gümbel und Ralf Stegner.
Gegenkandidatin aus Flensburg
Der Widerstand gegen die Nahles Ernennung kommt aus mehreren SPD-Landesverbänden. Außerdem sprechen sich GroKo-Gegner und Juristen dagegen aus. Am Montagabend hat Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange in einem offenen Brief an die Mitglieder der SPD ihre Kandidatur für den Parteivorsitz angekündigt. Im Interview mit tagesschau24 sagte sie, dass sie sich berufen fühle, eine führende Rolle in der SPD zu spielen.
"Mich schmerzt es einfach zu sehen, dass wir aktuell bei 16 Prozent stehen." Simone Lange, SPD, OB Flensburg
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Malu Dreyer hingegen unterstützt den Vorschlag, Andrea Nahles zur kommissarischen Parteivorsitzenden zu machen. Sie sei Andrea Nahles dankbar für ihre Bereitschaft, die SPD in dieser schwierigen Zeit zu leiten, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
"Die SPD kann nicht führungslos bleiben. Es war deshalb richtig, dass Martin Schulz den Vorschlag gemacht hat, dass Andrea Nahles kommissarisch die Parteiführung übernimmt." Malu Dreyer, SPD, stellvertretende Parteivorsitzende
Es wird erwartet, dass der Parteivorstand bis in den Abend berät.