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Eduard Thöny gemalt von Ernst Heilmann

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"Krieg und Frieden. 1918": Eduard-Thöny-Ausstellung am Tegernsee

Das Olaf Gulbransson Museum zeigt das künstlerische Vermächtnis des Malers und Zeichners Eduard Thöny. Er war langjähriger Mitarbeiter des "Simplicissimus", aber auch Teil der Propaganda-Maschine im Dritten Reich. Von Julian Ignatowitsch

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

3402 Zeichnungen für das legendäre Wochenblatt „Simplicissimus“ hat Eduard Thöny zwischen 1896 und 1944 angefertigt. Von der ersten bis zur letzten Ausgabe der Satirezeitung hat er mitgewirkt am wöchentlichen Gesellschaftskommentar bis hin zum beißenden Spott.

Beißender Spott und Kriegspropaganda

Kurator Hans Haider hat für die Ausstellung eine Auswahl von Titelblättern für den „Simplicissimus“ zusammengestellt, die es in sich haben. Drei scheinbare Ehrenmänner z.B., die gierig um die Gunst einer adretten Dame buhlen. Sarkastisch untertitelt mit der Zeile: „Die Stützen der Gesellschaft“. Oder ein vermeintlich gefeierter Kaiser Wilhelm, der ohne Soldatenhelm und mit schütterem Haar durch die Luft wirbelt und eigentlich „Der geprellte Wilhelm“ ist. Hans Haider erläutert, wie sich Bildaussagen beim „Simplicissimus“ verändern:

„Also bis 1914 war das ein konsequent kritischer Ton gegen die Herrschenden, gegen die Monarchie, gegen das Militär und die allgemeine Borniertheit. Aber mit einem Schlag änderte sich das mit Kriegsbeginn. Die Herren - es waren nur Herren - sind umgekippt ins völkische, ins patriotische Lager und haben Kriegspropaganda gezeichnet.“

Pazifist mit Faible für das Militär

Eduard Thönys Rolle dabei ist ambivalent. Einerseits ist er seit jeher fasziniert von Pferden, Uniformen und Kampfszenen, andererseits begegnet er der militarisierten, streng-hierarchischen Vorkriegsgesellschaft in Deutschland mit Skepsis. Genau diese Ambivalenz spiegeln seine Zeichnungen wieder, die mal den fetten Hauptmann als Witzfigur, dann einen dynamischen Soldaten zu Pferd zeigen. Inspirationen dazu holte er sich genauso aus der Kunstgeschichte wie aus dem Leben, sagt Hans Haider:

„Thöny hat nach der Münchner Kunstakademie eineinhalb Jahre in Paris gelebt und dort bei einem berühmten Schlachtenmaler studiert, er hat dieses Schlachten malen zu einer Perfektion gebracht, die sich bis in seine späten Lebensjahre erhalten hat. Auch in der Zeit als er eigentlich Pazifist war. Und wenn sie diese Kameraden in Uniform anschauen, die sind lebendig, das sind keine Pappkameraden in Uniform.“

Kriegs-Bildberichterstatter und Karikaturist der Weimarer Zeit

Thöny meldet sich 1914 freiwillig als „Kriegsmaler“ im österreichisch-ungarischen Pressequartier. 1926 wird der in Südtirol Geborene, im Alter von 60 Jahren, bayerischer Staatsbürger. In seinen Zeichnungen aus den Weimarer Jahren karikiert er verfressene Bonzen und trottelige Barone genauso wie das demonstrierende Proletariat oder grobschlächtige bajuwarische Bauern.

Etwa 150 Blätter zeigt die Ausstellung in zwei großen Teilen. Etwas kurz kommen die Feind- und Propagandabilder aus den 30er/40er Jahre und dem beginnenden Faschismus: Churchill als trotteliger Kriegstreiber, ungebildet-stolze Italiener oder gar Hakenkreuze bei einem Festzug. Thöny „arrangierte“ sich – wie die meisten Zeichner und Redakteure des „Simplicissimus“ – und gelangte unter Hitler zu weiterer künstlerischer Ehre. Mitglied in einer nationalsozialistischen Vereinigung war er nicht, eher Typ Mitläufer und somit wurde nach dem Krieg auch kein Verfahren im Zuge der Entnazifizierung gegen ihn eingeleitet. 1950 starb Eduard Thöny mit 84 Jahren in seinem Haus in Holzhausen am Ammersee.

Information

Olaf Gulbransson Museum

"Eduard Thöny: Krieg und Frieden. 1918"

Vom 25.02.18 bis 10.06.2018