Die britische Band Us3, damals mit ihrem Hit „Cantaloop“ überall präsent, bestritt eines der ersten Konzerte in der im Juli 1993 neu eröffneten Muffathalle, die ein neues Kulturzentrum für München werden sollte. Dem Komponisten Hans Werner Henze war das letztlich zu verdanken, der im Jahr davor für seine Biennale auf der Suche nach neuen Spielstätten das schlossartige Gebäude des ersten Münchner Dampfkraftwerks entdeckt hatte, damals vom Sportverein der Münchner Stadtwerke als Tennishalle genutzt. Das erfolgreiche Biennale-Gastspiel bewog den Münchner Stadtrat, die Halle einer kulturellen Nutzung zuzuführen. Die Firma Boom Concerts von Christian Waggershauser und Dietmar Lupfer, damals beide um die 30, erhielt schließlich den Zuschlag. (0.50)
Sie wollten international wertvolle Projekte experimenteller und innovativer Kultur in München verankern und einen positiven, motivierenden Treffpunkt für die Jugend schaffen. (Hans-Georg Küppers)
Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers zitiert bei der Pressekonferenz zu „25 Jahre Muffatwerk“ das damals vorgelegte Konzept und bescheinigt den Machern des Muffatwerks tatsächlich alles eingelöst zu haben, was sie einst versprochen hatten.
Das Muffatwerk ist einfach ein kultureller Energieversorger geworden. Es zählt zu den wichtigsten Kulturzentren seiner Art in ganz Deutschland und die Bilanz der letzten 25 Jahre, die ist - ja, man kann es so sagen, ich sag das nicht oft, aber: - sensationell. (Hans-Georg Küppers)
Zu dieser „sensationellen“ Bilanz gehören um die 12.000 Veranstaltungen in den vergangenen 25 Jahren - mit etwa 250.000 Besuchern pro Jahr. Der genreübergreifende Ansatz des Muffatwerks beinhaltet, dass neben Konzerten auch Tanz- und Theateraufführungen, Performances und Lesungen veranstaltet werden. 25 % des Etats trägt die Stadt über Zuschüsse und Mietzahlungen, den Rest müssen die Betreiber erwirtschaften – durch Eintrittsgelder, die Gastronomie, die Einwerbung von Drittmitteln. Ohne Zuschüsse wäre ihr anspruchsvolles Kulturprogramm nicht machbar, sagt Christian Waggershauser.
Tanz, Performance, Multimedia-Aktionen, die sind immer per se defizitär, das geht gar nicht anders – das ist insgesamt so dass wir in etwas zwei Drittel bis drei Viertel aller Veranstaltungen defizitär sind, das ist ja auch letztendlich unser Kulturauftrag, neue, spannende Sachen zu zeigen, die ein anderer nicht zeigen würde, der nicht auch einen Zuschuss von der Stadt bekommt. (Christian Waggershauser)
In der Wahrnehmung vieler Münchner ist das Muffatwerk freilich vor allem durch sein exzellentes Konzertprogramm bekannt. Das Engagement für Theater, Tanz und Literatur ist den Programmachern aber ebenso wichtig und nimmt mehr Raum ein, als man vermuten würde, erklärt Dietmar Lupfer.
Wenn wir ein Tanztheater machen, und es hat drei Tage im Aufbau, dann ist 5 Tage ist die Halle durch dieses eine Tanzmoment sozusagen belegt – in der gleichen Zeit könnten wir 5 Konzerte in der großen Halle machen und 5 Konzerte im Ampere: also das ist 10:1 im Außenverhältnis, aber im Innenverhältnis 1:1. (Dietmar Lupfer)
Auf 3000 Quadratmeter Nutzfläche hat sich das Muffatwerk in den letzten 25 Jahren erweitert. Neben der Halle gibt es ein Café, den Club Ampere, im Sommer einen Biergarten und neuerdings 2 Studios, die als kostengünstige Proberäume vergeben werden. Und es gibt den unbedingten Willen der Betreiber, auch künftig am Puls der Zeit zu bleiben. Dietmar Lupfer erzählt von einem Mitarbeiter in der Gastronomie, der eines Tages bedauerte, dass seine Freunde nicht mehr kämen.
…und da hab‘ ich zu ihm gesagt: solange wir hinter dem Tresen nicht mit den Leuten alt werden vorm Tresen, machen wir alles richtig. (Dietmar Lupfer)
Das haben die Macher auch mit ihrem „Muffatfestspiel“ zum 25-jährigen Jubiläum vor: Ab dem 21. Juli gibt es ein Konzertprogramm, das von Weltmusik über HipHop und Indie-Rock alle möglichen Genres abdeckt, gibt es Tanztheater-Aufführungen, einen großen Poetry-Slam und Ende August bei freiem Eintritt ein 3-tägiges Performancefestival. Ein Programm, das die Vielfalt urbaner Kultur widerspiegelt - und man kann Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers nur beipflichten, wenn er feststellt:
Ein Leben ohne das Muffatwerk in München ist möglich, aber nicht besonders sinnvoll. (Hans-Georg Küppers)