"Die Ruhe in Person": Dafür und für "nix anderes" steht Ottfried Fischer, so Hannes Ringlstetter am Montagabend im Lustspielhaus bei der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises. Damit leitete er ein vorgezogenes Geburtstagsständchen für Ottfried Fischer ein, der schon 2011 den Bayerischen Kabarettpreis erhalten hatte.
Ottfried Fischer ist Kabarettist mit Leib und Seele. Selten passt diese reichlich abgedroschen klingende Floskel besser als im Falle des kabarettistischen Schwergewichts Ottfried Fischer. Und auch an dieser doppeldeutigen Formulierung hat der mit einer großen Portion Selbstironie gesegnete Künstler sicherlich seine Freude.
Ottfried Fischer hat Kabarettgeschichte geschrieben, als Künstler auf der Bühne und als Förderer junger Kolleginnen und Kollegen in seiner Sendung "Ottis Schlachthof", als Darsteller in erfolgreichen Fernsehserien wie "Irgendwie und Sowieso", "Der Bulle von Tölz" oder "Pfarrer Braun". So prägte Fischer das Bild Bayerns in der gesamten Republik, obwohl er eigentlich ein halber Preuße ist. "Ich bin nur ein halber Bayer", sagt Fischer. Der Vater, ein zugereister Fischhändler aus Westfalen, ermöglichte dem Sohn aber den für die kabarettistische Karriere so elementaren "Blick von außen" auf die Landsleute.
Selbstironie und sein parodistisches Talent
Ottfried Fischers Lebensgeschichte beginnt im niederbayerischen Ornatsöd auf einem abgelegenen Einödhof bei Untergriesbach im Bayerischen Wald. Dort freute sich 1953 ein stolzer Vater über einen neuneinhalb Pfund schweren Jungen. "Es war schon von Anfang an was da", kommentiert Fischer seine frühe Leibesfülle. Vor den landwirtschaftlichen Verpflichtungen flüchtete sich Ottfried Fischer in ein Jurastudium, das er bald wieder hinwarf. Er stand lieber auf der Bühne des Münchner Hinterhof-Theaters und folgte seiner Bestimmung, Kabarettist zu werden.
Bereits bei seinen Auftritten im Duo mit Jockel Tschiersch spielte Ottfried Fischer seine großen Stärken aus: seine Fähigkeit zur Selbstironie und sein parodistisches Talent. Gleich für das erste gemeinsame Programm "Mattscheibchenweise kommerzwärts" wurden Fischer und Tschiersch 1985 mit dem internationalen Radio-Kabarettpreis "Salzburger Stier" ausgezeichnet. Ein Jahr später folgte der Deutsche Kleinkunstpreis für das Programm "Mit Gewalt komisch". Seinen ersten Soloauftritt legte Fischer 1989 hin, unter dem Titel "Schwer ist leicht was".
Fünf Jahre später tourte er als Botschafter Niederbayerns mit seinem zweiten Solo "Was tun." durch Deutschland und Österreich. 1986 überzeugte er als joghurtsüchtiger Bauernsohn "Sir Quickly" in Franz Xaver Bogners Kultserie "Irgendwie und Sowieso". Es folgten weitere Serien, rund 120 Filme und schließlich: "Der Bulle von Tölz" und "Pfarrer Braun". Rollen, in denen Fischer "menschlich, sympathisch und authentisch einem Millionenpublikum aus dem Herzen" sprach – mit dieser Begründung wurde ihm 2013 der Deutsche Fernsehpreis für sein Lebenswerk verliehen.
Ottis Schlachthof: 17 Jahre Nachwuchsförderung
Fischers BR-Sendung "Ottis Schlachthof" zählte nicht nur zu den beliebtesten Kabarettsendungen im deutschsprachigen Raum, sie galt als Talentschmiede. 17 Jahre lang förderte Ottfried Fischer den satirischen Nachwuchs und fand in manchmal schwerverständlichen Hochgeschwindigkeitspassagen doch immer klare Worte.
Auch Kollege Hannes Ringlstetter verdankt ihm viel: "Wie so viele junge Kolleginnen und Kollegen habe ich dem Ottfried meinen Start zu verdanken! Es verbindet uns eine wirkliche Freundschaft und ich bewundere den Ottfried für seine Klugheit und seinen bodenständigen, aber saulustigen Humor.“ Auch Helmut Schleich betont, wie sehr Fischer trotz des eigenen Star-Status immer den Blick für den Nachwuchs behalten habe: "Es hat ihn immer interessiert, was Kolleginnen und Kollegen machen, die nicht so bekannt sind wie er."
Herr Fischer und Herr Parkinson
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere ging nicht nur seine erste Ehe in die Brüche, Fischer beobachtete auch zunehmend körperliche Veränderungen. 2008 bekannte sich Ottfried Fischer öffentlich zu seiner Parkinson-Erkrankung.
Gerade hat sich Fischer für eine "BR-Lebenslinie" über längere Zeit von einem Filmteam begleiten lassen und intime Einblicke in sein Leben mit der Krankheit gewährt. Dem "Herrn Parkinson", wie er sie nennt, versucht er natürlich mit Humor begegnen: "Keine Angst, ich mache keine Schüttelreime".
Im Video: Ottfried Fischer begegnet seiner Parkinson-Erkrankung mit Humor
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