Zwei Frauen stoßen auf der Wiesn mit einer Maß an.
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Oktoberfest

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"Offene Drogenszene"? Wiesn-Wirte sauer auf Vize-Bürgermeister

Mit einer Aussage über das Oktoberfest hat sich der neue zweite Münchner Bürgermeister den Zorn der Wiesn-Wirte zugezogen. In einem Interview bezeichnete Dominik Krause die Wiesn als "weltweit größte offene Drogenszene". Das ist der Hintergrund.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Seit Ende Oktober ist Dominik Krause (Grüne) Münchens Vize-Bürgermeister und Nachfolger seiner Parteikollegin Katrin Habenschaden. Nun sorgt eine Aussage Krauses für viel Ärger und Diskussionen: Mit seinem Instagram-Statement auf dem Kanal "Münchner Gesindel" hat sich Krause wegen einer Aussage über das Oktoberfest bei den Wiesn-Wirten unbeliebt gemacht.

Oktoberfest: weltweit größte offene Drogenszene?

In dem Kurz-Interview auf Instagram wurde Krause unter anderem zur Cannabis-Legalisierung befragt. Seine Antwort: "Wir leben in der Stadt mit der weltweit größten offenen Drogenszene, nämlich dem Oktoberfest und deswegen finde ich, wenn man das in der Stadt hat, dann muss man beim Thema Legalisierung genauso klar sein - beides ist aus meiner Sicht vollkommen ok."

Die Sprecher der Vereinigung der Münchner Wiesnwirte, Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel, kritisierten Krause scharf. Mit dessen Aussagen würden sieben Millionen Besucher mit Drogenkonsumenten gleichgesetzt und diskreditiert.

Wiesn-Wirte: Bier ist keine Droge

"Hier wird vermittelt, dass auf der Wiesn große Mengen Drogen konsumiert werden, das ist falsch", betonte Schottenhamel: "Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen Haschisch rauchenden Personen und fröhlich feiernden Wiesn-Besuchern. Bier ist keine Droge." Unter den Besuchern seien viele Familien mit Kindern.

"Wenn man diese Gäste zu einer offenen Drogenszene zählt, dann ist das absurd und auch eine Beleidigung für die Münchner Stadtgesellschaft", ergänzte Inselkammer. Wer Cannabis mit Hopfen verwechsle, "bei dem ist vermutlich schon Hopfen und Malz verloren". Krauses Aussagen seien auch eine "Ohrfeige" für alle Mitarbeitenden, "die mit großem persönlichem Engagement und viel Herzblut das Oktoberfest zu dem machen, was es ist: das größte und beliebteste Volksfest der Welt."   

Bildrechte: Lukas Barth / dpa-Bildfunk
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Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause

Wiesn-Stadträtin nimmt Krause in Schutz

Nach der heftigen Reaktion der Wiesnwirte nimmt Wiesnstadträtin Anja Berger (Grüne) ihren Parteikollegen Krause in Schutz. Das Statement, in dem er das Oktoberfest als "weltweit größte offene Drogenszene" bezeichnet hatte, war ihrer Meinung nach "mit einem Augenzwinkern gemeint".

"Da muss man sich auch die Zielgruppe anschauen und die Art des Interviews, und vielleicht auch mit etwas mehr Gelassenheit draufschauen", so Berger. "Unser Bürgermeister reduziert die Wiesn mit Sicherheit nicht nur auf den Drogenkonsum", ist die Wiesn-Stadträtin überzeugt.

Die Legalisierung von Cannabis unterstütze sie allerdings auch: "Und bei einem Volksfest wie der Wiesn kristallisiert sich heraus, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird und die Kriminalisierung von Cannabis nicht mehr zeitgemäß ist."

Münchens Vize-Bürgermeister fühlt sich missverstanden

Münchens neuer Vize-Bürgermeister fühlt sich unterdessen mit seiner Äußerung zur "Drogenszene Oktoberfest" missverstanden. "Diese Aussage muss man nicht so bierernst nehmen", betonte Krause: "Ich gehe sehr gerne auf die Wiesn und wollte darauf hinweisen, dass unser Münchner Motto 'Leben und leben lassen' aus meiner Sicht auch für Cannabis gelten sollte."

Cannabis sei eine Droge, so Krause, Alkohol aber auch. "Trinken ist gesellschaftlich akzeptiert, Cannabis dagegen wurde lange Zeit verteufelt", erklärte Krause weiter: "Da haben wir in Deutschland bisher mit zweierlei Maß gemessen beziehungsweise tun es teilweise immer noch." Es sei gut, dass das der Bundestag mit der Legalisierung jetzt ändern wolle.

Bereits vor Dominik Krause hatten Grünen-Politiker das Oktoberfest als "größte offene Drogenszene" bezeichnet - unter ihnen zum Beispiel auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

Dieser Artikel ist erstmals am 6. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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