Wenn Edita Gruberová sang, konnte sie die Menschen verzaubern. Ein wunderbarer Sopran, mit dem sie sich zu höchsten Tönen aufschwang, ausdrucksstark, gefühlvoll. Vor allem für ihre so mühelos wirkenden Koloraturen war die Opernsängerin berühmt.
Am Montag ist die berühmte Diva im Alter von 74 Jahren gestorben, wie Gruberovás Familie über ihre Agentur mitteilen ließ. "Ein schmerzlicher Verlust für uns alle, ein schmerzlicher Verlust für die Kunst", beklagte Serge Dorny, Intendant der Bayerischen Staatsoper in München, wo die Sängerin oft gesungen hatte.
Schwere Kindheit in der Slowakei
Gruberová war 1946 in Bratislava zur Welt gekommen. Dass sie auf der Bühne umjubelt werden würde, war ihr nicht in die Wiege gelegt. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Der Vater trank, zur Mutter entwickelte sie ein enges Verhältnis. Ihre Flucht aus der oft harten Realität war das Singen - zu Hause, im Schulchor und im Rundfunkkinderchor.
"Ich habe mich immer in den Gesang gerettet. Auch meine Mutter hat gerne gesungen, von ihr habe ich die Stimme bekommen", sagte Gruberová mal dem Bayerischen Rundfunk. Und in einer Biografie schrieb sie poetisch: "Wir haben durch unser Singen unsere Seelen gelüftet."
Durchbruch in den 70er Jahren
Von 1961 bis 1968 studierte Gruberová am Konservatorium in Bratislava. Danach ging es steil nach oben: An der Wiener Staatsoper debütierte sie 1970 in Mozarts "Zauberflöte" als Königin der Nacht. 1974 sang sie in dieser Rolle erstmals an der Bayerischen Staatsoper. Ihr internationaler Durchbruch war 1976 die Rolle der Zerbinetta in "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss.
Mailand, London, New York, Paris, Berlin, München, Genf, Zürich, Florenz, Madrid und Barcelona - überall stand sie auf der Bühne. Eigens für sie hoben Regisseure sogar selten gespielte Opern mit schwierigen Gesangspartien ins Programm, vor allem Belcanto-Rollen.
"Primadonna assoluta"
Auszeichnungen gab es viele, etwa die Titel Österreichische und Bayerische Kammersängerin, das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, den ECHO Klassik oder den Bayerischen Verdienstorden. Und dann waren da noch die Beinamen - Ausdruck höchster Bewunderung: "Edita Gruberová ist die Primadonna assoluta, die Einzigartige, die große Diva", schwärmte etwa der langjährige Münchner Opernintendant Nikolaus Bachler, als die Starsopranistin 2019 dort ihren Abschied von der Opernbühne feierte.
Andere nannten sie Königin der Koloraturen, und für die "Wiener Zeitung" war sie 2010 gar die "ewige Hohepriesterin des Belcanto". Klar, dass sie bei all der Verehrung nicht einfach Edita Gruberová genannt wurde. Sie war "die Gruberová" - so wie "die Callas" oder "die Caballé".
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!