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Wie der slowenische Künstler Roman Ondak Gefundenes verwandelt

"Based on True Events" verspricht Kunst, die sich an "wahren Begebenheiten" orientiert. Aber da fängt das Problem an - was sind diese Wahrheiten? Die Frage stellt der slowakische Künstler Roman Ondak in einer Regensburger Schau. Von Julie Metzdorf

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Kupferrohre, in ihrem unverkennbaren Glanz - als hätte man Weinbrand mit Rosé gemischt - liegen auf einem niedrigen Podest: vorn die kurvigen Eckstücke und T-förmigen Verbindungselemente, aufgefädelt auf eine goldfarbene Kette. Weiter hinten sind die eigentlichen Rohre, säuberlich in 2.500 handliche Einzelteile zersägt und wie Bienenwaben nebeneinandergestellt. Die Rohre stammen aus Ondaks Haus, mussten ausgetauscht werden. Ein Heizungssystem ist immer ein homogenes Ganzes, um zu funktionieren darf kein einziges Teil fehlen. Jetzt liegen die Teile da wie auf dem Seziertisch und offenbaren, dass ein geschlossenes System immer auch Unfreiheit bedeutet. „Perfect Society“ heißt die Arbeit, die zugleich ein Ideal, als auch eine Dystopie zeigt:

"Alle Rohre waren miteinander in einem einzigen System verbunden, das Wasser ging hindurch und hat das Haus geheizt. Die Heizung ist etwas, das Energie generiert, etwas, was wir fürs Leben brauchen. In diesem Sinn ist das Heizungssystem auch eine Metapher für die Gesellschaft. Aber ich habe das System in 2.500 Einzelteile zerlegt und neu organisiert, in diese strenge Form gebracht. Ein Teil ist mit Ketten zusammengeführt, ein anderer Teil erinnert an Bienenwaben. Es ist die Idee einer perfekten Gesellschaft – die nicht existiert. Das ist nur etwas nachdem wir streben." Roman Ondak, Künstler

Ein Kupfer-Dach - zum Klumpen zerknüllt

Nicht weit entfernt liegt das Dach des gleichen Hauses, zumindest Teile davon. Ondak hat die mit Grünspan überwucherten Kupferabdeckungen zweier Gauben zu unförmigen Klumpen zusammengepresst. Das Dach, Symbol für Schutz und Sicherheit, liegt nun zusammengeknüllt am Boden, wie eine verworfene Idee auf einem Stück Papier.

"Based On True Events" heißt die Ausstellung – „nach wahren Begebenheiten“. Der Titel bezieht sich auf die Arbeitsweise des Künstlers: Ondak benutzt für seine Arbeiten Dinge aus seinem unmittelbaren persönlichen Umfeld. Das heißt aber nicht, dass Ondak in seinen Arbeiten immer nur um sich selbst kreist, im Gegenteil. Ausgehend von einer persönlichen Erfahrung, einer mit einem Objekt verbundenen Erinnerung, weitet er das Thema, kommt vom Privaten ins Politische. Seine Arbeiten sind Versuche, die Dinge zu verstehen, sich, seine Familie, die Geschichte seines Landes, der Slowakei.

Wahre Entdeckungen lauern im Alltag

"Manchmal können wir Dinge verstehen, wenn wir auf das achten, was ganz nah bei uns ist, was in unserem Zimmer, in unserer Stadt ist. Die ganze Welt ist da. Manchmal kommt man von einer weiten Reise zurück und findet auf dem eigenen Schreibtisch die Antwort auf das, was man gesucht hat. Die besten Entdeckungen passieren im Alltag, man hat genug Sachen um sich herum, es geht nur darum, ihr Potential zu erkennen." Roman Ondak, Künstler

Für die raumfüllende Installation „Signature“ hat Ondak eine alte Schreibmaschine auseinandergenommen. Schon in seiner Kindheit hatte sie ihn beeindruckt, weil er in ihr seinen eigenen Namen entdeckte: die Buchstabenfolge in Remington erinnerte ihn Roman Ondak. Jetzt hat er sie in 50 Einzelteile zerlegt und zu einer poetischen Installation über den ganzen Raum verteilt, in der Mitte die „made in the USA“-Aufschrift. Die hochgeschätzte Familien-Schreibmaschine, produziert vom damaligen Erzfeind der Tschechoslowakei. Ondaks Arbeiten mögen noch so intim und privat daherkommen, am Ende steckt immer Politik darin. 

"Based On True Events": Die Ausstellung läuft bis 19. September im Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg