"Der Sportreporter", "Unabhängigkeitstag", "Die Lage des Landes": Richard Ford ist ein Autor, der in seinem Werk die amerikanische Durchschnitts-Existenz einfängt. Und seine Bücher stehen für ein sehr amerikanisches Erzählen: realistisch, psychologisch genau, gut lesbar.
Autor der Empathie
Unter den Autoren seiner Generation ist Richard Ford derjenige, der seinen Figuren eine besondere Empathie entgegenbringt. Auch wenn sie straucheln und kämpfen, auch wenn sie Verlierer sind, verlieren sie bei ihm nie ihre Würde.
Das ist auch in Fords neuem Buch nicht anders. Der Autor schreibt darin über seine Eltern. Der Vater fuhr in den 30er-Jahren als Handlungsreisender durch den Süden der USA, die Mutter begleitete ihn. Das gemeinsame Leben "on the road" war vorbei, als 1944 der einzige Sohn geboren wurde.
"Die Phantasie eines Einzelkinds wird von allem, was die Eltern sagen und nicht sagen, melodisch angezupft."
Ein ruhiger Rhythmus der Sprache
Die Eltern teilen eine große Liebe, die Kleinfamilie ist innig verbunden, und dieses Gefühl vermittelt das Buch von Richard Ford auch im ruhigen Rhythmus seiner Sprache. Was natürlich nicht heißt, das nicht auch von Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen berichtet würde – von Wutausbrüchen und Streitfällen, von der Krankheit und dem frühen Tod des Vaters.
"Das Eindringen in die Vergangenheit ist in jedem Fall eine heikle Sache, weil die Erinnerung uns zu den Menschen machen will, die wir sind, und immer wieder halb daran scheitert."
Das Leben vor dem eigenen Leben
Das Leben der Eltern aus der Zeit vor dem eigenen Leben: dieses Rätsel und die Frage, wie es mit den eigenen Erfahrungen in Verbindung zu bringen wäre, das ist der Antrieb des Buches. Dass die beiden Teile des Bandes zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind, ist spürbar – manches wiederholt sich. Dennoch ist "Zwischen ihnen" ein unbedingt lesenswertes Buch: eine nachgereichte Liebeserklärung an die Eltern, geschrieben von einem lebenserfahrenen Autor.
Richard Ford, "Zwischen ihnen", Roman, übersetzt von Frank Heibert, 144 Seiten, Hanser Berlin, 18.00 Euro