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verdi Mitglieder demonstrieren vor dem Auftakt der 3. Verhandlungsrunde in Brandenburg

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Tarifrunde öffentlicher Dienst: Das sind die Knackpunkte

In Potsdam werden die Tarifverhandlungen für die Angestellten von Bund und Kommunen fortgesetzt. Komplikationen behindern die Kompromisssuche in der 3. Runde. Eine Annäherung ist zunächst nicht in Sicht. Von Birgit Harprath

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es ist ein zähes Ringen in Potsdam um ein Einkommensplus für die bundesweit rund 2,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Dabei wird nicht nur darüber gestritten, wie hoch das Plus ausfallen soll. Es geht auch darum, ob Geringverdiener mehr profitieren sollen als die am oberen Ende der Einkommensskala.

Die Forderung der Gewerkschaften

Sie wollen neben sechs Prozent plus durchsetzen, dass jeder mindestens 200 Euro im Monat mehr auf das Gehaltskonto überwiesen bekommt. Das käme vor allem denen mit geringen Verdiensten zu Gute. Denn 200 Euro würde für sie ein Plus von etwas über elf Prozent bedeuten - gemessen an ihrem Monatsverdienst. Bei den Besserverdienern dagegen wären es gerade einmal die geforderten sechs Prozent. Im öffentlichen Dienst wurden schon in früheren Tarifrunden solche sozialen Komponenten verabschiedet. Inzwischen zahlen Bund und Kommunen darum Hilfskräften oder Angelernten oft mehr als in der Privatwirtschaft. Was aus Sicht der Gewerkschaften denn auch Sinn macht. Wer arbeite, solle seinen Lebensunterhalt selber bestreiten können. Wenn der Staat hier spare, dann müsse er mit Hartz IV den zu gering bemessenen Lohn aus Steuermitteln wieder aufstocken. 

Die Vorstellung der Arbeitgeber

Bund und Kommunen haben diesmal vor allem die Fachkräfte im Blick. Sie werden im Vergleich zur Privatwirtschaft im öffentlichen Dienst meist schlechter bezahlt. Und da es auf dem Arbeitsmarkt in vielen Bereichen inzwischen einen Mangel an gut ausgebildeten Kräften gibt, haben öffentliche Arbeitgeber ein Problem: Fachpersonal geht dorthin, wo es mehr zu verdienen gibt. Deshalb will der Verhandlungsführer der Kommunen, Thomas Böhle, in dieser Tarifrunde mehr herausholen für die, die in Städten und Gemeinden dringend gesucht werden. Das sind nicht nur IT-Kräfte oder Hochqualifizierte. Manch eine Kommune täte sich- so Böhle – schon schwer, einen Handwerker einzustellen. 

Der mögliche Kompromiss

Um zum Ergebnis zu kommen müssten Gewerkschaften und Arbeitgeber einen Weg finden, bei dem am Ende beide Forderungen berücksichtigt sind. So könnte man zum Beispiel beim Tarifgitter ansetzen – also weniger qualifizierte Tätigkeiten besser eingruppieren und bezahlen, dasselbe aber auch bei den qualifizierten Jobs tun. Dafür jedoch müsste man bei sämtlichen Berufsgruppen, die im öffentlichen Dienst vertreten sind, im Tarifsystem neu ansetzen. Das umzusetzen, niemanden schlechter zu stellen am Ende und es dennoch finanzierbar zu halten ist allerdings ein enormer nicht nur zeitlicher Aufwand.