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Warum Handytarife bei uns so teuer sind

Ein neuer Handytarif verspricht unbegrenztes Surfen ohne Drosselung. Was in Deutschland eine Neuheit ist, gibt es im Ausland schon lange – und das deutlich günstiger. Dort kosten ähnliche Tarife teilweise weniger als die Hälfte. Wie kommt das?

Auf den ersten Blick klingt das Angebot sehr verlockend. Endlos mobil surfen ohne verstecktes Datenlimit. Das verspricht die Telekom nun ihren Kunden. Doch diese Neuheit hat ihren Preis: 79,95 Euro pro Monat müssen Kunden für die absolute Datenfreiheit bezahlen.

Tarife im Ausland deutlich günstiger

Was in Deutschland eine Neuheit ist, das gibt es im Ausland schon lange - und inzwischen auch deutlich günstiger. „Unlimited-Data“-Tarife sind in vielen europäischen Ländern bereits für weniger als 30 Euro erhältlich. So fällt in den Niederlanden das mobile Datenlimit schon ab 25 Euro, in der Slowakei ab 23 Euro und im Baltikum sogar ab 21,99 Euro.

Warum zahlen Kunden in Deutschland dann 80 Euro?

Telekom: „Unterschiedliche Rahmenbedingungen“

Gegenüber dem BR begründet die Deutsche Telekom die Preise mit „unterschiedlichen wirtschaftlichen und geographischen Rahmenbedingungen“. So seien in Deutschland die Kosten für die Ersteigerung von Mobilfunkfrequenzen die höchsten in Europa. Außerdem investiere die Telekom etwa fünf Milliarden Euro pro Jahr in den Ausbau und Erhalt des Netzes. Ein weiterer Unterschied zum Ausland seien schließlich unterschiedliche Förderprogramme durch die Regierungen.

Experten: Preise werden bezahlt

Experten begründen die Preisunterschiede ähnlich. Vor allem die UMTS-Frequenzversteigerung im Jahr 2000, bei der die Mobilfunkprovider insgesamt 50 Milliarden Euro zu bezahlen hatten, beeinflusst bis heute die Preise. „Das ist einfach eine Altlast und seit 2000 ist klar: Breitband über Mobilfunk ist etwas Teures“, sagt Josef Reitberger, Chefredakteur von Chip.

Darüber hinaus gibt es laut Reitberger aber noch einen weiteren Grund.

"Es wird in Deutschland halt bezahlt. Die Deutschen bezahlen diese Preise, also nehmen die Provider diese Preise." Josef Reitberger, Chefredakteur von Chip

Indirekt bestätigt das sogar die Telekom. In ihrer Stellungnahme heißt es, man müsse auch den „durchschnittlichen Bruttoverdienst von Vollzeitbeschäftigen“ in die Preisgestaltung einordnen.

Bundesregierung: Kein Kommentar

Die Bundesregierung hält sich bei dem Thema „teure Mobilfunktarife“ eher bedeckt. Eine Anfrage des BR an die neue Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär (CSU), wurden bislang nicht beantwortet.

Experten überrascht das nicht.

"Wenn ich Frau Bär so zuhöre, […] dann hab ich das Gefühl, dass es ihr gar nicht um die Breitbandversorgung geht. Das sieht sie als selbstverständlich an. Ist es aber nicht. […] Darum muss man sich wirklich kümmern, und ich glaube nicht, dass ein paar schöne Tweets oder ein schöner Instagram-Auftritt da einen großen Unterschied machen." Josef Reitberger, Chefredakteur von Chip