Wilfried Breuer ist Rheinländer und deswegen ein Optimist, wie er sagt. Deshalb sehe er in den Beziehungen zu China mehr Chancen als Risiken. Optimistisch ist er aber wohl vor allem auch deshalb, weil er als Geschäftsführer der Maschinenfabrik Reinhausen in China aktiv ist und dort zwei Standorte unterhält, mit über 200 Mitarbeitern. Der Markt in dem Land sei in den vergangenen 15 Jahren für das exportorientierte Unternehmen stark gewachsen.
Die großen Chancen sieht auch der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt. China sei Bayerns wichtigster Handelspartner, mit einem Handelsvolumen von fast 55 Milliarden Euro. Das alles klingt, als würde es keine Probleme geben.
Die Pandemie hat gezeigt, wie abhängig wir von China sind
Doch die Risiken liegen auf der Hand: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie abhängig wir vom Reich der Mitte sind. Durch die Lockdowns dort mit der Schließung von Häfen sind Lieferketten gerissen, fehlende Computerchips haben als Folge hierzulande Produktionen unterbrochen und Bänder stillstehen lassen.
Dazu kommen globale wirtschaftliche Spannungen zwischen den USA und China und die Angst, dass Peking versuchen könnte, territoriale Ansprüche durchzusetzen, etwa in Taiwan. Das starke China ist also eine Chance, macht aber auch vielen Angst, vor allem wenn man sich in eine Abhängigkeit begibt.
Bayerische Wirtschaft spricht von chinesischen Freunden
Man müsse keine Angst vor den Chinesen haben, sie würden ihre Interessen vor allem reaktiv durchsetzen, meint Prof. Dr. Xuewu Gu, Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen der Universität Bonn und Direktor des Center for Global Studies. Die Pandemie mit den unterbrochenen Lieferketten hätte eine China-Angst ausgelöst, doch die sei unbegründet.
Dass China nicht nur reaktiv sei, sehe man an der Seidenstraße, meint Bertram Brossardt. Dieses Infrastrukturprojekt zeige deutlich den Willen, hier Dominanzen zu schaffen, so Brossardt. Dabei spricht er aber ausdrücklich von den chinesischen Freunden. Und Dr. Saskia Hieber, Dozentin für Internationale Politik mit Schwerpunkt Asien-Pazifik von der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, ergänzt, es gehe dabei ja nicht nur um Straßen, Eisenbahnen und Kraftwerke. Es gehe auch um die ganze Logistik, um die Betriebssysteme, um die Daten, Strukturen dahinter, also es gehe nicht nur um Stahl und Schotter, sondern um die Zukunftstechnologien, die mit diesem Infrastrukturausbau verbunden seien.
Wie sollen Unternehmen mit dem chinesischen Markt umgehen?
Doch wie soll man jetzt umgehen mit diesem für Bayern wichtigen Handelspartner? Immer wieder ist die Rede von "Decoupling" und "Derisking". Decoupling, also das völlige Entkoppeln von einem Markt, steht dem Globalisierungsgedanken entgegen. Das Derisking hingegen, also das Minimieren von Risiken, sei eine mildere Form von Decoupling, meint Saskia Hieber.
Prof. Xuewu Gu stört sich an beiden Begriffen und bezeichnet sie als Überreaktion. Dabei empfinde man das Wort Derisking in Europa als nicht so arg, wie dies vielleicht in China der Fall sei, so Bertram Brossardt von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Aus seiner Sicht sei es ganz üblich, dass Unternehmen eine Risikoanalyse betreiben.
- Zum Artikel: "US-Experte: "China ein Risiko für deutsche Firmen""
Abhängigkeiten reduzieren, Risiken minimieren
Risikoanalyse betreibt auch die Maschinenfabrik Reinhausen, der Wilfried Breuer als Geschäftsführer vorsteht. So versuche er bewusst, die Abhängigkeiten zwischen den deutschen und chinesischen Werken zu reduzieren, damit man im Falle einer Zunahme von Spannungen in der Lage sei, die chinesischen Fabriken autark weiterfahren zu können. Für den Fall, dass man zum Beispiel bei Zollproblemen keine vorgefertigten Güter mehr in die Werke in China bringen könne. Wie schnell Handelsbeziehungen enden können, hat er bei den Geschäftsbeziehungen mit Russland gemerkt. So habe man wegen des Krieges den russischen Markt aufgegeben und Probleme mit China hätten viel höhere Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen.
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