Es sollte selbstverständlich sein: Kinder, die in sicherer Umgebung leben, mit Zugang zu sauberem Wasser, zu Nahrung und medizinischer Versorgung. Jugendliche, die nicht diskriminiert werden, eine Ausbildung erhalten und bei Entscheidungen, die ihr Wohlergehen betreffen, mitreden dürfen. All das steht in den 54 Artikeln der UN-Kinderrechtskonvention, die im Wesentlichen die Grundrechte von Kindern formulieren.
Vor dreißig Jahren, am 20. November 1989, verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig das "Übereinkommen über die Rechte des Kindes", wie die UN-Kinderrechtskonvention offiziell heißt. Jetzt hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef zum 30. Jahrestag vor Rückschritten beim weltweiten Schutz und der Versorgung Minderjähriger gewarnt.
Alte und neue Herausforderung für die Jüngsten
Auch heute bedrohen Armut und Ausgrenzung weiterhin die Entwicklung von Millionen Kindern. Gerade die Jüngsten seien besonders stark betroffen, erklärt das Kinderhilfswerk in seinem aktuellen Bericht. Besonders in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen gebe es große schichtspezifische Unterschiede beim Lebensstandard von Heranwachsenden. So trügen trotz der rückläufigen Kindersterblichkeit die ärmsten Kinder ein doppelt so hohes Risiko, vor ihrem fünften Geburtstag zu sterben, wie ihre Altersgenossen aus wohlhabenderen Familien. Die Studie zeige auch, dass in einigen Ländern Mädchen dem Risiko von Kinderheiraten heute stärker ausgesetzt seien als vor 30 Jahren.
Fortschritte im Gesundheits- und Bildungsbereich in Gefahr
Zugleich betont die Unicef-Studie aber auch die Fortschritte seit Inkrafttreten der Konvention. So sei die Mortalitätsrate bei Unter-Fünfjährigen um 60 Prozent gesunken. Der Anteil der Kinder, die keine Schule besuchen, ging demnach von 18 auf 8 Prozent zurück.
Nach wie vor litten Kinder weltweit aber unter einer unzureichenden Gesundheitsversorgung, mangelnden Bildungsmöglichkeiten und regionalen Konflikte. So drohten beispielsweise die erreichten Fortschritten im Bereich der Impfvorsorge wieder verloren zu gehen, zugleich stagniere die Rate der Kinder mit Zugang zu Schulbildung seit 2007. Allein in Afrika würden bis 2030 zusätzlich 1,3 Millionen Lehrer benötigt, um dem Bevölkerungswachstum Rechnung zu tragen.
"Solange wir nicht auch die ärmsten Kinder erreichen, sind die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte in Gefahr. Für eine gerechtere und inklusivere Welt für Kinder sind ein stärkerer politischer Wille und mehr Mittel nötig." Cornelius Williams, Leiter Unicef-Kinderschutzprogramme
Bedrohung durch Klimaänderungen und digitalen Wandel
Zusätzlich zu den anhaltenden Risiken in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bildung müssen sich Kinder heute auch mit neuen Herausforderungen auseinandersetzen. Unicef-Geschäftsführerin Henrietta Fore nannte bei der Vorstellung des Unicef-Berichts in New York zusätzliche Bedrohungen wie den Klimawandel, Online-Missbrauch und Cybermobbing. Aufgrund der schnellen Veränderungen des Klimas verbreiteten sich Krankheiten, Extremwetterlagen häuften sich und Nahrung sowie Wasser werde zum unsicheren Gut, heißt es im Bericht des UN-Kinderhilfswerks.
"Wir brauchen Innovation, neue Technologien, politischen Willen und mehr Ressourcen, um das Leben der jungen Menschen zu verbessern." Henrietta Fore, Unicef-Geschäftsführerin
Kinderrechte - von der UN-Konvention ins Grundgesetz?
Bis auf einen einzigen Staat - die USA - haben alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die Kinderrechtskonvention ratifiziert. In Deutschland werden derweil Pläne, die Kinderrechte im Grundgesetz festzuschreiben, immer konkreter. Der aktuelle Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht eine solche Grundgesetzänderung vor, eine Bund-Länder-Gruppe soll bis zum Ende des Jahres einen Gesetzentwurf vorlegen.