Südkoreanische Forscher untersuchen die Probe einer Chinesin, die an Symptome der bislang unbekannten Lungenkrankheit leidet.
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Südkoreanische Forscher untersuchen die Probe einer Chinesin, die an Symptomen der bislang unbekannten Lungenkrankheit leidet.

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Neues Coronavirus Auslöser für Lungenkrankheit in China

Neues Coronavirus Auslöser für Lungenkrankheit in China

Der Auslöser der mysteriösen Lungenkrankheit in China ist gefunden. Ein bislang unbekannter Erreger aus der Familie der Coronaviren soll die gravierenden Atemwegserkrankung von fast 60 Menschen in der Millionenstadt Wuhan verursacht haben.

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Erste Untersuchungen haben ergeben, dass ein neuer Typ des Coronavirus hinter der Ausbreitung der zuvor unbekannten Lungenkrankheit steckt. Die volle Gensequenz des Virus sei bei einem Patienten identifiziert worden. Der Erreger zeige die typische Morphologie eines Coronavirus und sei bei Blut- und Speicheltests von insgesamt 15 Erkrankten festgestellt worden, sagte der Leiter des zuständigen Experteteams, Xu Jianguo. Dies bestätigte auch der Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in China, Gauden Galea, in Peking. Demnach steckten sich Menschen nicht allzu leicht gegenseitig mit dem Erreger an.

Einige Erkrankte bereits geheilt aus Krankenhaus entlassen

Die bislang unbekannte Lungenkrankheit war im Dezember erstmals in der zentralchinesischen Stadt Wuhan auftreten. Dutzende Menschen in der chinesischen Metropole Wuhan leiden an einer rätselhaften Lungenerkrankung. Ein Mensch ist nun daran gestorben.

Infektionsherd vermutlich auf einem Fischmarkt

Als Übertagungsort in Verdacht steht eine Markthalle für Fisch und Wildtiere in der zehn Millionen Einwohner zählenden Metropole. Der Markt, der inzwischen zur Desinfektion geschlossen wurde, war zuvor täglich von Hunderten bis Tausenden Menschen besucht worden. Neben Fisch und Meeresfrüchten sollen dort auch Hühner, Murmeltiere, Fledermäuse und andere Wildtiere, darunter auch lebende Exemplare, verkauft worden sein. Diese könnte nach Angaben von Experten die Virus-Quelle gewesen sein. Das Robert-Koch-Institut weist darauf hin, das nach der Schließung des Fischmarktes keine weiteren Krankheitsfälle identifiziert worden seien.

Sorgen wegen Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest

In wenigen Wochen beginnen die Feiern zum chinesischen Neujahr, zu dem Millionen von Menschen in Bussen, Zügen und Flugzeugen verreisen. Vor der großen Reisewelle am 25. Januar äußerten Verantwortliche die Sorge vor einer Pandemie, also der Gefahr einer verstärkten örtlichen Ausbreitung infektiöser Krankheiten, wenn Hunderte Millionen Menschen unterwegs sind. Die WHO empfahl bislang keine Reisebeschränkungen für China. Die US-Botschaft in Peking gab jedoch einen Reisehinweis aus, wonach Reisende nach Wuhan jeden Kontakt mit Tieren und kranken Menschen vermeiden sollten.

Verdachtsfälle auch in Hongkong, Singapur und Süd-Korea

Nach Meldungen aus Hongkong und Singapur wurde erstmals auch aus Südkorea ein Verdachtsfall gemeldet. In Hongkong gibt es bisher 48 Verdachtsfälle, von denen 25 Patienten aber bereits wieder aus den Krankenhäusern entlassen worden seien. In Singapur wurde eine mögliche Betroffene identifiziert. Nicht in allen Fällen gibt es einen direkten Bezug zu Wuhan. So habe von den Patienten in Hongkong keiner den Fischmarkt besucht, teilte die dortige Gesundheitsbeauftragte Sophia Chan mit.

Vorsichtsmaßnahmen auf Flughäfen

In einigen asiatischen Staaten wurden angesichts der neuen Virus-Erkrankung zum Teil die Vorsichtsmaßnahmen bei der Einreise verstärkt, um eine mögliche Virusepidemie zu verhindern. Am Flughafen Singapur werden Reisende aus China bei der Einreise gefragt, ob sie Krankheitssymptome haben, ebenso in Taiwan. Auch in der autonom regierten chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong werden Reisende aus Festlandchina genau kontrolliert. Der Zoll hat mobile Fiebermessstationen aufgestellt.

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Auch der MERS-Erreger, der seit 2012 bekannt ist, gehört zur Familie der Coronaviren, ist aber nicht Auslöser der Infektionen in Wuhan.

Coronaviren überwinden Artenbarriere

Coronaviren treten weltweit bei Tieren und Menschen auf. Bei Menschen führen Vertreter der Coronaviren zu Atemwegserkrankungen, wobei leichte Erkältungen wie auch schwere Atemwegsinfektionen möglich sind. Die Krankheitserreger sind genetisch sehr variabel und können durch Überwindung der Artenbarriere auch vom Tier auf den Mensch übertragen werden. Bei spontanen Wirtswechseln eines Erregers ist die Gefahr einer verheerenden Epidemie dabei oft größer als bei schon lange kursierenden, weil der Mensch keine Antikörper gegen den neuen Erreger hat. Das Überspringen von Krankheiten aus dem Tierreich auf den Menschen ist dabei generell nicht ungewöhnlich. Weitere Beispiele für solche sogenannten Zoonosen sind Influenza, HIV, Ebola und Tollwut.

Auslöser der SARS-Epidemie waren ebenfalls Coronaviren

In ihrer Hülle tragen Coronaviren lange, stabile Eiweißstrukturen (Glykoproteine), die ihnen im Elektronenmikroskop ihr typisches Erscheinungsbild verleihen, das an eine Sonnenkorona erinnert. Einer der Erreger war Auslöser der SARS-Epidemie. 2002 und 2003 starben an dem Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom weltweit etwa 800 Menschen. Die Epidemie war damals von China ausgegangen. Auch der Erreger des Middle East Respiratory Syndrome (MERS), das im April 2012 erstmals bei Patienten auf der arabischen Halbinsel nachgewiesen wurde, gehört zur Familie der Coronaviren, ist aber nicht Auslöser der gegenwärtigen Lungenerkrankungen in Wuhan.

Impfstoffe gegen neues Virus zu entwickeln dauert Jahre

Wie gefährlich das nun entdeckte neue Coronavirus ist, ist unklar. Chinesischen Wissenschaftler äußerten sich besorgt über den neuen Typ von Virus.

"Die Entwicklung spezifischer Medikamente und Impfstoffe gegen den neuen Erreger könnte Jahre brauchen. Das neue Coronavirus, das diese Epidemie ausgelöst hat, ist anders als die menschlichen Coronaviren, die bisher entdeckt worden sind." Wissenschaftler Xu Jianguo gegenüber dem chinesische Staatsfernsehen CCTV

Auch WHO-Vertreter Galea betonte, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien, um die Quelle, die Übertragungswege und das Ausmaß der Infektion sowie die eingeleiteten Gegenmaßnahmen zu prüfen.

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