Die KTB war ein Projekt der BRD, mit dem man das Erdinnere erforschen wollte. Während man mit Sputnik und Co. den Weltraum erforschte, versuchte man auch mehr über die Plattentektonik der Erdkruste, genauer gesagt die Gesteine und die Prozesse in der Erdkruste, zu erfahren. Dazu bohrten Wissenschaftler das tiefste Loch der Erde in hartem kristallinem Festgestein bei Windischeschenbach mit 9.101 Meter.
"Tiefer kann man nicht bohren"
Heute vor 30 Jahren begann im Landkreis Neustadt an der Waldnaab die Vorbohrung, ein zweites Loch direkt daneben mit einer Gesamttiefe von 4.000 Metern. Diese Grundlagenforschung ließ sich die BRD über 500 Millionen Mark kosten. Vier Jahre später, im Oktober 1994, stießen die Wissenschaftler auf die Rekordmarke von 9.101 Meter. Tiefer kann man die Erdkruste nicht anbohren, so Dr. Frank Holzförster, der Leiter des heutigen GEO-Zentrums an der KTB. Denn in dieser Tiefe herrschen 287 Grad. Das Gestein sei zwar fest, aber sobald Druck ausgeübt werde sei es zähflüssig wie Honig.
Erforschung der Erdkruste ein voller Erfolg
Das tiefste Loch der Erde hat an der Oberfläche einen Durchmesser von 77 Zentimetern und unten einen Durchmesser von 22 Zentimetern. Auch wenn die Bohrung für die 30 Kilometer dicke Erdkruste nur ein kleiner Pikser war: Die Erkenntnisse aus diesem Forschungsprojekt waren ein großer Erfolg. Durch die Erforschung der Erdkruste verstehe man heute, wie zum Beispiel Erdbeben entstehen. Das sei unter anderem auch wichtig, um zu verstehen wie Tsunamis entstehen.
Erdbebenzonen seien mit den Ableitungen aus dieser Bohrung erforscht worden, Ideen für Erdwärme-Gewinnung seien daraus entstanden und man verstehe heute, wie Flüssigkeiten sich in der Tiefe verhalten oder bewegen können und daraus Rohstoffe wie Erz oder Öl entstehen.
Kontinentalplatten treffen aufeinander
Der Standort Windischeschenbach wurde deshalb gewählt, weil sich hier eine Naht von Kontinentalplatten befindet. Hier treffen die Ur-Europäische und die Ur-Afrikanische Platte aufeinander, die sich beide vor 500 Millionen Jahren vom Südpol gelöst haben.
Regelmäßig von Forschern genutzt
Heute wird das Bohrloch regelmäßig von Forschern aus aller Welt genutzt. Im Schnitt alle vier Wochen lassen sie Sonden in die Tiefe hinab um Messgeräte zu kalibrieren für Forschungsprojekte. Heuer sind aber auch zum Beispiel kilometerlange Kabel entdrillt und ausgehängt worden. Zudem befinden sich an der KTB ein GEO-Zentrum und eine Umweltstation mit einer Dauerausstellung.
Die Bohrkerne und das Gestein, das aus dem Loch geholt wurden, sind in einer eigenen Halle untergebracht und sorgfältig geordnet aufgehoben. Hier leihen sich Unternehmen wie Ölbohrfirmen oder auch Wissenschaftler regelmäßig Gesteinsproben für ihre neuen Projekte.
KTB bringt renommierte Geo-Wissenschaftler hervor
Über dem tiefsten Loch der Erde befindet sich der größte Landbohrturm der Welt. Zugänglich sind das Bohrloch und der Turm für die Öffentlichkeit nicht, hier hat das Geoforschungszentrum Potsdam die Hand drauf. Besucher kommen aber dennoch bis auf wenige Meter heran.
Gefeiert wird das Jubiläum mit einem Ehemaligentreffen der KTB-Mitarbeiter von damals, die sich am Samstag treffen. Viele von ihnen haben mit der KTB ihre Karriere begonnen und sind heute renommierte Geo-Wissenschaftler. Die KTB war eine disziplinübergreifende Forschung, zeitgleich tobte auch eine Materialschlacht um die Entwicklung der geeigneten Technik. Davon profitieren heute Unternehmen weltweit, die Rohstoffe in der Tiefe abbauen.