Nach dem Scheitern eines Nationalparks im Spessart will der LBV mit der neuen Broschüre betonen, wie wichtig aus seiner Sicht unberührte Waldregionen sind. "Wir wollen mit dieser Broschüre dokumentieren, wie wertvoll der Spessart bereits jetzt für den Erhalt der biologischen Vielfalt ist, wobei wir auch zeigen, dass der wirkliche Wert auf relativ kleine Flächen begrenzt ist", sagt Norbert Schäffer, der bayerische Landes Vorsitzende des LBV.
Bruchteil der Waldfläche unter besonderem Schutz
Allein der bayerische Spessart hat eine Waldfläche von 108.000 Hektar. Nur 370 Hektar davon sind Naturschutzgebiete oder Naturwaldreservate. Diese Schutzflächen machen gerade einmal 0,33 Prozent der Gesamtwaldfläche im Spessart aus. Teile dieser geschützten Gebiete sind schon sehr alt: Vor Jahrhunderten waren sie dem Adel für die Jagd vorbehalten und wurden so von Rodungen verschont. Und das Schutzgebiet Rohrberg ist das älteste seiner Art in Bayern - es wurde bereits 1928 ausgewiesen. Wegen des Vorkommens alter Buchen steht der Spessart auf der Weltnaturerbe-Liste der UNESCO.
LBV: Echte Schatztruhen der Natur
Der LBV sieht diese letzten Reste von fast unberührtem Spessart als wahre Schatztruhen der biologischen Vielfalt. Nirgends kreucht und fleucht mehr, als in diesen sich selbst überlassenen Waldarealen, sagt Walter Malkmus von der LBV-Kreisgruppe Main-Spessart und Norbert Schäffer ergänzt: "Wir fordern, weitere Gebiete aus der Nutzung zu nehmen!"
Wundermittel Totholz
Dem LBV zufolge weisen die Schutzgebiete einen hohen Anteil an totem Holz auf - Holz, mit dem die Waldwirtschaft nichts anfangen kann. "Im Vergleich zu einem Wirtschaftswald ist hier der Anteil von Totholz unglaublich reich: stehendes Totholz, liegendes Totholz - alle möglichen Stadien von Totholz bis hin zum Zerfall", erklärt Walter Malkmus von der LBV-Kreisgruppe Main-Spessart. Totes Holz im Wald ist ein Eldorado für viele Organismen, von Pilzen über Insekten bis hin zu Vögeln.
LBV: Ein Eicheninformationszentrum allein reicht nicht
Nach dem Scheitern eines Nationalparks im Spessart wird derzeit in der Region die mögliche Errichtung eines Eicheninformationszentrums durch den Freistaat Bayern diskutiert. Die Staatsregierung hat dafür 26 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Von vielen wird das geplante Zentrum als Ersatz eines Nationalparks angesehen. Klingt interessant, findet Norbert Schäffer, aber gleichzeitig stellt er klar: Ein Info-Zentrum alleine würde dem Spessart nicht dienlich sein und wäre nicht mehr als ein Feigenblatt-Projekt der Staatsregierung: "Wir brauchen den Schutz in der Fläche und dann Informationszentren. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Informationszentren den Naturschutz in der Fläche ersetzten!"