Ein Rollstuhlfahrer steht an einem Bahnhof mit seinem Rollstuhl vor Treppenstufen.
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In Münchberg im Landkreis Hof ärgern sich mobil eingeschränkte Menschen über die seit Jahren andauernden Planungen der DB für einen Aufzug.

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"Armutszeugnis": Das Warten auf Barrierefreiheit bei der Bahn

"Armutszeugnis": Das Warten auf Barrierefreiheit bei der Bahn

Wenige Meter entscheiden darüber, ob jemand mit dem Zug fahren kann. Etwa die Hälfte der Bahnhalte in Bayern sind noch nicht barrierefrei. Auch der Münchberger nicht: hier warten Betroffene seit Jahren auf den Bau eines Aufzugs.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der Münchberger Bahnhof liegt eigentlich verkehrsgünstig an den Strecken von Hof Richtung Bamberg und Nürnberg. Doch der 33-jährige Sachbearbeiter Florian Zimmermann kann von hier aus nicht mit dem Zug zu seinem Arbeitsplatz nach Hof pendeln, sondern muss täglich ein Taxi benutzen. Zwischen dem Bahnhofseingang und dem Bahnsteig 2 liegen zwar nur wenige Meter, doch die sind für den Rollstuhlfahrer unüberwindbar. Als nächstgelegenen Bahnhof für Reisende, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, verweist die Deutsche Bahn auf Hof.

Selbstständiges Reisen Fehlanzeige

Die Treppen an der Unterführung in Münchberg sind auch für Menschen mit Kinderwagen oder Fahrrad ein Hindernis. Schon 2017 hat Florian Zimmermann mit vielen anderen Münchbergerinnen und Münchbergern für den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs demonstriert. Die Deutsche Bahn habe damals einen Aufzug in Aussicht gestellt. Doch getan hat sich in sieben Jahren nichts. "Das ist einfach nur traurig", so Florian Zimmermann. Selbstbestimmt zu reisen, ob zur Arbeit oder in den Tiergarten nach Nürnberg, sei für ihn und viele andere Menschen nicht möglich.

Kommt der Ausbau 2028?

Das frustriert auch Bürgermeister Christian Zuber (SPD): "Man wird immer wieder vertröstet. Die Zeiträume, in denen die Bahn denkt, sind leider sehr lange." Aktuell sei die barrierefreie Erschließung des Bahnhofs Münchberg für rund 8,5 Millionen Euro für 2028 geplant, teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage von BR24 mit. Eine DB-Sprecherin erklärt diese lange Zeit mit "umfangreichen Planungen, zudem sind Sperrpausen und Ressourcen erforderlich." Sperrpausen bedeutet im Bahn-Jargon die Sperrung von Gleisen während der Bauarbeiten. Dafür müsse der Fahrplan angepasst oder Züge auf andere Gleise verlegt werden.

Vorschlag des Bürgermeisters abgewiegelt

Doch bis der geplante Aufzug 2028 fertig ist, will Bürgermeister Zuber nicht mehr warten. "Das ist ein Armutszeugnis." Zudem seien Aufzüge immer wieder reparaturbedürftig. Er verweist auf Hof, wo der Aufzug am Gleis 1 bereits seit Monaten außer Betrieb ist.

Zuber hat eine Idee für eine Zwischenlösung: eine sogenannte Querungshilfe über die Gleise direkt vor dem Bahnhofsgebäude. Dazu müssten Platten zwischen die Gleise verlegt werden. Reisende im Rollstuhl oder auch zu Fuß könnten so bequem die wenigen Meter zu Bahnsteig 2 und 3 überwinden, wo die meisten Züge verkehren. Das sei kostengünstig und schnell umsetzbar, so Bürgermeister Zuber. Auch Rollstuhlfahrer Florian Zimmermann hält es für eine gute Idee. Doch die Bahn widerspricht ganz deutlich: Eine Querung auch mittels eines provisorischen "Reisendenüberwegs" sei nicht zulässig beziehungsweise nicht möglich, heißt es auf BR24-Anfrage, ohne dass die Bahn konkrete Gründe für ihre Ablehnung nennt.

Verkehrsminister Bernreiter soll Druck erhöhen

Mit dieser Antwort gibt sich Christian Zuber nicht zufrieden – schließlich gebe es solche Querungshilfen auch an anderen Bahnhöfen in Bayern, die zum Teil noch stärker frequentiert seien als Münchberg. Seinen Vorschlag will er am Mittwoch auch Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) präsentieren. Außerdem hat er auch den Hofer Landtagsabgeordneten Kristan von Waldenfels kontaktiert: "Jetzt muss der politische Druck nach und nach erhöht werden."

Ziel Barrierefreiheit bis 2023 verfehlt

Eigentlich ist die Bahninfrastruktur Sache von Bund und Bahn. Doch im Jahr 2022 hat der Freistaat nach eigenen Angaben "16 Millionen Euro Landesmittel in die Hand genommen, um den barrierefreien Stationsausbau in Bayern zu beschleunigen." Damit wollte und will die Staatsregierung auch dem eigenen Anspruch gerecht werden: 2013 hatte der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) angekündigt, dass Bayern 2023 im öffentlichen Bereich barrierefrei sein werde – doch dieses Ziel ist nicht nur beim ÖPNV, sondern auch in vielen Gebäuden noch lange nicht erreicht, musste die Staatsregierung jüngst einräumen.

Kleine Fortschritte in Franken

Was die Bahnhöfe angeht: Von den aktuell 369 Bahnstationen in Franken sind nach DB-Angaben bisher 49,3 Prozent barrierefrei. Und während die Reisenden in Münchberg noch warten müssen, können sich andere Orte in Ober-, Mittel- und Unterfranken dieses Jahr freuen: Die Bahnhöfe in Bad Staffelstein im Landkreis Lichtenfels, Oberhaid im Kreis Bamberg, Dombühl im Landkreis Ansbach, Iphofen im Kreis Kitzingen, Hösbach im Landkreis Aschaffenburg und Obersinn im Kreis Main-Spessart sollen "voraussichtlich 2024 barrierefrei erreichbar sein", so eine DB-Sprecherin.

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