Eine Waldlichtung bei Marktschwaben, völlig überwuchert mit indischem Springkraut: Die mannshohen Stängel mit rosaroten Blüten sind eigentlich ganz nett anzuschauen. Aber für 15 Männer und Frauen vom Aktivkreis zur Neophytenbekämpfung sind sie der erklärte Feind: Denn wo das Springkraut wächst, vermehrt es sich rasend schnell, erklärt Manfred Drescher:
"Eine einzige Pflanze hat bis zu tausend Samen. Werden die Samenkapseln berührt, springen sie auf und verteilen sich über eine Fläche von mehreren Metern. Daher der Name. Und in wenigen Wochen wachsen Jungpflanzen bis zu einer Höhe von zwei Metern heran."
Springkraut in großen Bergen
Also packen die Aktiven der floralen Kampfgruppe das Übel buchstäblich an der Wurzel. Geschützt mit Handschuhen reißen sie das Springkraut aus dem Boden und sammeln es in großen Haufen. Sie verstehen das als aktiven Artenschutz sagt Gruppensprecherin Susanne May.
"Wenn wir nichts tun würden, würde das Springkraut alles überwuchern und heimischen Arten keine Chance mehr geben. Das ist zum einen rein optisch eintönig, zum anderen verlieren manche Tiere ihre Nahrungsgrundlage, weil sie auf die heimischen Arten angewiesen sind, und mit dem Springkraut nichts anfangen können."
Nach einer guten Stunde ist das Gebiet vom Springkraut befreit. Statt rosa Blüten herrschen jetzt wieder verschiedene Grüntöne auf der Waldlichtung vor. Am Rande der Lichtung ein riesiger Haufen von ausgerissenem Springkraut. Der soll in den nächsten Tagen einfach verrotten.
Neophytenjäger haben nur im Winter Ruhe
Aber die Freiwilligentruppe wird schon in wenigen Wochen wieder anrücken müssen. Denn das Springkraut ist äußerst widerstandsfähig und kommt immer wieder – bis zum Frost. Nur im Winter haben die Neophytenjäger Pause. Neben dem indischen Springkraut stehen auch Riesenbärenklau und japanischer Staudenknöterich auf Ihrer Jagdliste.
Über mehrere Jahre haben sie befallene Gebiete in und um Marktschwaben kartiert. Regelmäßig treffen sie sich zu Einsätzen. Susanne May hofft, dass sich noch mehr Freiwillige ihrem Kampf gegen die Verdrängung heimischer Arten anschließen:
"Wir würden uns wünschen, dass auch private Grundstücksbesitzer Verantwortung übernehmen und etwas gegen invasive Neophyten tun. Leider ist das Bewusstsein für die Gefahr, dass heimische Arten komplett verdrängt werden könnten, noch viel zu wenig ausgeprägt."
Es gibt auch Kritik an der Praxis
Allerdings gibt es auch Kritiker: Imker zum Beispiel sehen gerade das indische Springkraut gar nicht so ungern, weil Bienen die Pflanzen anfliegen, um Nektar aus den Blüten zu saugen. Allerdings gebe es Alternativen, die wertvoller seien, als Monokulturen von Springkraut, entgegnen die Artenschützer. Die Gruppe kann Erfolge vorweisen. Noch vor wenigen Jahren waren große Teile innerhalb der Gemeinde mit Springkraut überwuchert. Mit ihren regelmäßigen Einsätzen hat der Aktivkreis das widerstandsfähige Gewächs zurückgedrängt und so heimischen Arten wieder mehr Lebensraum verschafft.