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Augsburger Friedenspreis

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Augsburger Friedenspreis für Martin Junge

Der Augsburger Friedenspreis wird an Personen verliehen, die sich um ein tolerantes und friedfertiges Miteinander der Kulturen und Religionen verdient gemacht haben. Heute erhält Pfarrer Martin Junge die Auszeichnung.Von Tilmann Kleinjung

31. Oktober 2016. Reformationstag: Der Papst betritt an der Seite eines evangelischen Pfarrers aus Chile den Dom von Lund in Schweden. Franziskus feiert gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund den Auftakt des 500-jährigen Jubiläums. Vor wenigen Jahren schien das noch ein Ding der Unmöglichkeit. Eine gemeinsame Reformationsfeier!

"Der 31. Oktober 2016 ist nicht die verrückte Idee zweier Lateinamerikaner gewesen – ein chilenischer Generalsekretär und ein argentinischer Papst, sondern ist das Ergebnis eines Dialogs, der wichtige Meilensteine gesetzt und eine Grundlage hergestellt hat."Martin Junge

Aufgewachsen unter Pinochet

Martin Junge, der chilenische Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes ist überzeugt: Ökumene braucht einen langen Atem. Und die Spontaneität zweier Südamerikaner.


Martin Junge wurde 1961 in Chile als Sohn einer österreichischen Mutter und eines deutschen Vaters geboren. Er wurde groß in der Militärdiktatur des Augusto Pinochet.

"Es ist eine Zeit, in der ich die Kirche näher kennengelernt habe. Als einen Ort, der offen geblieben ist. Als einen Ort, aus dem eine unheimliche Kraft ausgegangen ist, um sich dem Nächsten zuzuwenden."Martin Junge

In der Militärdiktatur hat der Protestant Martin Junge gelernt, dass im überwiegend katholischen Chile Konfessionsgrenzen nicht ganz so wichtig sind, wenn man für ein gemeinsames Ziel eintritt. Dass Kirche und die Ökumene der Kirchen nie ein Selbstzweck sind.

Seit seiner Gründung im Jahr 1947 engagiert sich der Lutherische Weltbund für Flüchtlinge.Damals seien es Menschen mit ungarischen, deutschen, baltischen Nachnamen gewesen, die zu schützen waren. Heute hätten diese Menschen andere Nachnamen und "trotzdem bin ich überzeugt, dass das keinen Unterschied macht."

Zuspruch für Kirchenasyl

Martin Junge findet es gut, dass sich die deutschen Kirchen in der  Flüchtlingshilfe engagieren, in Extremfällen sogar Kirchenasyl gewähren. Es möchte die Kirchen immer wieder ermutigen. " Lassen sie sich die Nächstenliebe nicht ausreden", so Junge, "Arbeiten sie mit politischen, sozialen Akteuren zusammen, um diesen Auftrag aufrecht zu erhalten."

Dass Martin Junge in Augsburg mit dem Friedenspreis ausgezeichnet wird, passt. Hier verteidigte sein Namensvetter Martin Luther seine Lehre vor einem päpstlichen Gesandten. Junge gefällt dieses: Ich stehe hier und kann nicht anders. Genauso wichtig aber, sagt er, ist die Bewegung aufeinander zu.

Augsburger Friedenspreis

Der Augsburger Friedenspreis wird nur alle drei Jahre verliehen. Die Auszeichnung ist mit 12.500 Euro dotiert.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow sowie der verstorbene Altbundespräsident Richard von Weizsäcker.