Zwölf Stunden vor dem angekündigten Bahn-Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL ist unklar, welche Züge fahren werden und welche nicht. In Schwaben stellen die beiden Bahn-Konkurrenten Bayerische Regiobahn (BRB) und Go-Ahead Bayern klar, dass es für ihre Betriebe keinen Streikaufruf gibt; allerdings will die GDL explizit auch die Fahrdienstleiter bei DB Netz streiken lassen. Ohne sie ist ein Bahnbetrieb für alle Betreiber unmöglich.
Warum die Verkehrsunternehmen auf die Bahn angewiesen sind
Go-Ahead ist mit seinen Regionalzügen in Schwaben zum größten Teil auf Strecken unterwegs, die auch vom DB-Fernverkehr genutzt werden. Weil die Bahn zumindest ein "Grundgerüst" von ICE-Verbindungen aufrechterhalten wolle, so Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg, "rechnen wir damit, dass wir dort auch durchkommen." Man sei "verhalten optimistisch", so Karg, dass "nicht alles zum Stillstand kommen" werde. Das gilt für Go-Ahead-Verbindungen von München über Augsburg nach UIm oder nach Donauwörth sowie die Strecke München-Lindau.
Allerdings: Go-Ahead hat Karg zufolge eine Reihe von Lokführern von der Deutschen Bahn "ausgeliehen". Ob sie streiken werden, könne er nicht sagen.
Keine Details zum Ablauf des Streiks bekannt
Anders sieht es für Annette Luckner, Sprecherin bei der BRB, aus: "Wir können unseren Fahrgästen nur raten, vor Fahrtantritt im Internet und über die Apps zu schauen, ob der Zug fährt." Die Regiobahn bedient Nebenstrecken von Augsburg nach Füssen oder Schongau sowie von Augsburg nach Ingolstadt. Wenn dort kein Fahrdienstleiter die Strecke kontrolliert, bleiben die Züge stehen. Ob es von der Gewerkschaft und der Deutschen Bahn dazu bis zum Abend Informationen geben werde, sei unklar, so Luckner.
Die Gewerkschaft GDL hat von Mittwochabend, 22 Uhr, bis Donnerstagabend 18 Uhr zu einem Warnstreik aufgerufen. Neben Lokführern und Zugbegleitern könnten auch die Fahrdienstleiter bei DB Netz die Arbeit niederlegen.
"Pro Bahn" fordert Mindestangebot an Reisemöglichkeiten
Der Fahrgastverband "Pro Bahn" in Schwaben befürchtet "massive Beeinträchtigungen beim Zugverkehr der DB" im Fern-, Regional und S-Bahnverkehr, sobald die Beschäftigten dem Aufruf der Gewerkschaft GDL zum Warnstreik heute Abend um 22 Uhr folgen. Dabei beklagt "Pro Bahn"-Landesvorstand Jörg Lange, dass Gewerkschaft und Bahn kein "verbindliches Mindestangebot an Reisemöglichkeiten" bieten. Das habe der Fahrgastverband für den Streik-Fall "immer wieder gefordert".
Lange weist gleichzeitig darauf hin, dass die "Mehrheit der Fahrdienstleiter in den Stellwerken" in der Konkurrenzgewerkschaft EVG organisiert seien, demnach also nicht zum Ausstand aufgerufen sind. Allerdings könne es dazu kommen, dass Stellwerke infolge des Streiks nicht besetzt werden können, wenn Beschäftigte ihren Arbeitsplatz nicht erreichen könnten. Weitere Schwierigkeit aus Langes Sicht: Bestreikte Güterzüge könnten Überholgleise blockieren.
Wie groß die Auswirkungen des GDL-Streiks ausfallen, wird wohl erst nach Betriebsbeginn Donnerstag früh erkennbar sein.
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