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Blick ueber den Nationalpark Bayerischer Wald, Ausblick vom Baumwipfelpfad bei Neuschoenau, links der Gipfel des Lusen, Oktober, Nationalpark Bayerischer Wald, Bayern, Deutschland

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Bayerischer Wald sucht Neubürger

Die hohen Immobilien- und Mietpreise in München machen vielen Menschen so zu schaffen, dass sie über einen Umzug aufs Land nachdenken. Manche Gemeinde weiter draußen dagegen hätte gerne qualifizierte Neubürger - ein Grund für die Bayerwald-Kampagne.

Gerri Dallis war eine Münchnerin. Jetzt ist sie Mühldorferin. Der Umzug mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in den Osten 80 Kilometer vor München hat ihr Leben verändert. Weniger Kosten, weniger Arbeit, mehr Familie.

"In München musste ich Vollzeit arbeiten, hier habe ich eine Halbtagsstelle gefunden, und ich habe mehr Zeit für meine Kinder. Meine Kinder sind mir wichtiger als alles andere. Wenn ich mehr Zeit mir ihnen verbringen kann, besser geht es nicht." Gerri Dallis

Lebensqualität gegen Arbeitsweg

Ein Haus in Mühldorf haben die Dallis schnell gefunden. Mit Garten! In München war das undenkbar. Es liegt nur ein paar Minuten zu Fuß von der Arbeit entfernt. Nach der Schule gibt es ein gemeinsames Mittagessen mit den Kindern. Nur der Vater hat auch einen Nachteil. Seinen Job in München hat er behalten und pendelt deshalb täglich mit dem Zug ein Stunde hin und eine zurück.

Die Dallis sind ein Beispiel für den Erfolg der Mühldorfer Kampagne. 2013 hatte die Stadt am Inn um Neubürger in München geworben. Mühldorf sei schön, günstig und lebenswert, war die einfache Botschaft. Inzwischen ist die Kampagne beendet. Franz Hutterer war der Projektleiter.

"Die Kampagne hat sich mehr als gelohnt, das Image der Stadt Mühldorf zu fördern und in den Münchner Bereich zu tragen, hat sich absolut gelohnt. Der Bekanntheitsgrad der Stadt ist gestiegen - alle Mühen und Kosten sind um ein Vielfaches übertroffen." Franz Hutterer, Projektleiter

Bayerischer Wald sucht Neubürger

Wiederholen will Mühldorf die Aktion aber nicht. Auch bei ihnen seien die Mietpreise durch den allgemeinen Immobilienboom so gestiegen, dass viele Mühldorfer das aktive Anwerben von Neubürgern inzwischen kritisch sehen. Vor rund sechs Monaten hat Freyung den ehrgeizigen Plan beschlossen, Münchner zu überzeugen, ihren Lebensmittelpunkt in den Bayerischen Wald zu verlegen. Die Bewerbungsunterlagen sind schon gedruckt. Demnächst schickt Freyung Promoteams nach München.

"Weil in München die Leute leben, die wir suchen, gut gebildet, hoch qualifiziert – genau die wollen wir für die Region gewinnen." Stefan Schuster, Regionalmanager Landkreis Freyung-Grafenau

So ganz einfach lässt sich das Mühldorfer Modell nicht auf jede andere Gemeinde übertragen. Mühldorf ist noch so nah an München, dass man zum Arbeitsplatz pendeln kann. Wenn man in Freyung lebt, geht das sicher nicht mehr. Mehr Lebensqualität bei geringeren Kosten – das klingt verführerisch. Hängt aber entscheidend auch von einem sicheren Arbeitsplatz ab.