Ursberg im Landkreis Günzburg ist ein symbolischer Ort: Hier, wo bis heute viele Menschen mit Behinderung leben und arbeiten, ließen die Nazis Hunderte Bewohner abtransportieren und ermorden. "Unwertes Leben", so die Diktion des Regimes.
Daraus erwachse Verantwortung, hieß es bei der Gedenkveranstaltung des Landtags heute in Ursberg. Eine Verantwortung, welche die beiden CSU-Politiker Alfred Sauter und Theo Waigel in konkrete Politik übersetzen wollen.
Waigel: Wäre der erste Lehrstuhl dieser Art in Deutschland
Ihre Idee: Am entstehenden Uniklinikum Augsburg solle ein eigener Lehrstuhl für behinderten-orientierte Medizin entstehen. "Es wäre der erste in Deutschland", betonte Waigel im BR-Interview. Das bedeute, dass in diesem Bereich derzeit nicht bewusst geforscht werde, ergänzte Sauter.
Die umliegenden Kreiskliniken und auch das kleine Krankenhaus in Ursberg sollten mit einbezogen werden. "Die Medizin leistete einst ihren Beitrag, um Leben zu vernichten", so Waigel. Deshalb sei Ursberg, wo das Dominikus-Ringeisen-Werk seinen Sitz hat, der richtige Ort, um die medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderung weiterzuentwickeln.
Sauter und Waigel wollen im Landtag um Unterstützung werben
Sauter und Waigel haben ihre Idee schon der Uni-Leitung unterbreitet. Nun werbe man im Landtag um Unterstützung. Sauter ist nach den Reaktionen von Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) zuversichtlich. Auch die Opposition glaubt er, für die Idee gewinnen zu können. Es gehe darum, Gelder zu bewilligen und Stellen zu schaffen. Menschen mit Behinderung bräuchten besondere Beachtung, so Waigel. Das sollte auch in der Medizin so sein.
Es gibt bereits einen Lehrstuhl für behinderten-orientierte Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke (Nordrhein-Westfalen), der sich jedoch auf Zahnmedizin beschränkt.