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Billig-Fahrräder aus China fluten München

Billig-Fahrräder aus China fluten München

Weltweit nutzen findige Chinesen den Radltrend in vielen Städten. Ihre Mieträder gibt es jetzt auch in München. Allerdings beobachtet die Stadt diese Entwicklung mit Skepsis. Von Christine Gaupp

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag.

Wer derzeit in München unterwegs ist, stolpert fast überall über die gelb-grauen einfachen Räder. Und zwar nicht nur rund um den Marienplatz und den Hauptbahnhof, sondern in kleinen Seitenstraßen von Bogenhausen bis Fürstenried.

Kaum genutzt

Die geschätzt über 1.500 gelben Räder in München stehen bislang allerdings nur eher herum – noch Tage später, unberührt an gleicher Stelle. Immerhin muss man beim Anbieter Obike eine Kaution von 79 Euro zahlen. Das Ausleihen selbst funktioniert dann über eine App. Die Stunde Fahrt kostet zwei Euro – und dann lässt man das Rad einfach wieder irgendwo stehen.

Kritiker vermuten, dass es den Anbietern wie Obike, Yobike oder Mobike weniger um einen reibungslosen, ökologischen Nahverkehr gehe. Sie wollten schlichtweg über die App an Kundendaten herankommen. Generell sind Mieträder eine feine Sache, sagt Florian Paul, der Radlbeauftragter der Stadt München.

"Grundsätzlich begrüßt die Stadt neue Mobilitätsangebote und auch diese Förderung des Sharing-Gedankens, also Dinge zu nutzen anstatt sie zu besitzen. Gleichzeitig wissen wir natürlich auch, dass mit vielen Mieträdern auch gewisse Probleme verbunden sind." Florian Paul, Radlbeauftragter der Stadt 

Beschwerde von der CSU-Fraktion

In Rotterdam, London, Zürich oder auch in China selbst ist man schon genervt von den Billigrädern. Sie müllen die Straßen zu. Sie stehen dort, wo eigentlich Platz sein müsste für Fußgänger. Die Räder versperren Zufahrten oder liegen verbeult und kaputt haufenweise in Flüssen oder Gebüschen.

"Es gibt Erfahrungen, die wir gehört haben aus anderen europäischen Städten - und auch aus China", bestätigt Florian Paul. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagt, dass sich die Begeisterung in Grenzen hält.

Zudem hat sich Johann Sauerer, der verkehrspolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Stadtrat, in einem Antrag beschwert: München werde überflutet von den gelben Fahrrädern. Der asiatische Anbieter halte sich nicht an die Regeln: Die Radl stünden haufenweise an Gehwegen, Haltestellen sowie in Fahrradständern und blockierten damit unverhältnismäßig den öffentlichen Raum.

Verlässlich und stabil

Aber dürfen das die chinesischen Anbieter so einfach? Tatsächlich hatte die Stadt Hamburg 2009 einen Rechtsstreit verloren, weil sie einem Fahrradverleiher das Aufstellen verbieten wollte. Laut aktuellem Wegerecht darf zunächst einmal jeder auf öffentlichem Raum sein Radl hinstellen.

"Wenn sie nicht behindernd oder verkehrsproblematisch abgestellt werden, können diese Fahrräder im Stadtgebiet überall dort aufgestellt werden, wo sie nicht stören. Da hat die Stadt momentan keine rechtliche Handhabe." Florian Paul, Radlbeauftragter der Stadt München

Der Stadt bleibt jetzt nur, auf Gespräche und Kooperation zu setzen. Eine echte Konkurrenz zu den Rädern der Deutschen Bahn und den stadteigenen MVG-Rädern seien diese Billigräder ohnehin nicht, so Paul. Die Räder von MVG und Bahn seien stabil, verlässlich an festen Orten anzufinden und mit dem öffentlichen Nahverkehr vernetzt.