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Blindgänger werden immer gefährlicher

Blindgänger werden immer gefährlicher

Etwa 1,3 Millionen Tonnen Sprengbomben wurden im Zweiten Weltkrieg über Deutschland abgeworfen. Viele liegen als Blindgänger im Boden und werden immer gefährlicher, meint Andreas Heil vom Kampfmittelräumdienst Tauber.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag.

1,3 Millionen Tonnen Sprengbomben, so viele wurden im Zweiten Weltkrieg über Deutschland abgeworfen, einige davon auch über Bayern. Viele liegen noch immer als Blindgänger im Boden. Zehn bis 15 Prozent der Bomben sind damals nicht detoniert, so Andreas Heil, Betriebsleiter des Kampfmittelräumdienstes Tauber, der am Freitag bei der Entschärfung in Neu-Ulm dabei sein wird.

Anzahl der Blindgänger unklar

Wie viele Bomben das sind, lässt sich also nur schätzen. Wie viele heute noch als Blindgänger im Boden liegen und wo sie sich befinden, weiß niemand. Der Grund: Die Daten über Entschärfungen im Krieg sind größtenteils verloren gegangen, so Heil. Teilweise wurden sie verbrannt unter anderem auch deshalb, weil viele Entschärfer während des Krieges Häftlinge in Konzentrationslagern waren, die man später tötete. Klar ist deshalb nur eines: Bis heute liegen wahnsinnig viele Blindgänger im Boden, so Heil. 

"Wir sind immer wieder überrascht, auch als Fachfirma, wo überall Bombenblindgänger gefunden werden. Und wir wissen eines: Wir werden es nicht mehr erleben, dass die Kampfmittelräumung keine Bomben mehr findet!" Andreas Heil, Betriebsleiter des Kampfmittelräumdienstes Tauber

Blindgänger werden immer gefährlicher

Doch nicht nur, dass das Problem noch jahrzehntelang bestehen wird, die Blindgänger im Boden werden mehr als 70 Jahre nach Kriegsende auch immer gefährlicher. Viele werden laut Heil zum Beispiel immer wieder feucht, weil sie so nah am Grundwasserspiegel liegen, und korrodieren. Die Wechselwirkung zwischen Sprengstoff und Metallen kann zu Salzbildungen führen, die hoch explosiv sind, so Andreas Heil.

Heute mehr Sorgfalt beim Thema Bomben

Zu Explosionen kam es in Bayern glücklicherweise trotzdem noch nicht. In Österreich gibt es laut Heil aber immer wieder welche. Außerdem werden immer mehr der Blindgänger gefunden. Der Grund dafür ist eigentlich positiv, denn heute wird beim Thema Bomben mehr Sorgfalt an den Tag gelegt als früher, so Heil. So würden derzeit oft Flächen bebaut, auf denen nach dem Krieg Blindgänger überbaut wurden. Damals wurden die Flächen nicht abgesucht, heute ist das anders.

"Es wird besser gesucht, es wird intensiver gesucht, es wird wesentlich besser auch mit dem Thema umgegangen. Das führt dazu, dass mehr Bombenblindgänger bei Bauarbeiten im Vorfeld oder bei den Arbeiten selbst gefunden werden." Andreas Heil, Betriebsleiter des Kampfmittelräumdienstes Tauber

Entschärfer bestimmt, was passiert

Wegen der Bombe in Neu-Ulm macht sich Heil allerdings nur wenig Sorgen. Es sei bereits klar, dass es sich um eine 500 Pfund-Bombe amerikanischer Bauart mit einer Standardzündung handle. Die Entschärfung schätzt er deshalb als relativ problemlos ein. Und bei einem kann er sich sicher sein: Der Entschärfer wird entscheiden, was passiert.

"Ein Feuerwehrmann oder ein Polizist geht auch beruflich bedingt in gefährliche Situationen hinein, wo er nicht weiß, was auf ihn zukommt. Der Entschärfer hat einen Riesenvorteil: Er hat Zeit. Und wenn er an der Bombe ist, dann tanzen alle nach seiner Pfeife. Das heißt, wenn er ein Risiko als solches erkennt, muss er nicht weitermachen, er kann sich zurückziehen und kann eine Sprengung anordnen." Andreas Heil, Betriebsleiter des Kampfmittelräumdienstes Tauber