Den Plan der bayerischen Staatsregierung, pflegenden Angehörigen ab September 1.000 Euro pro Jahr zu zahlen, nennt Pflege-Experte Claus Fussek "ein Signal". Dies gehe ihm aber nicht weit genug, sagte Fussek in der Bayern 2-radioWelt.
"Rechnen Sie das mal durch auf zwölf Monate. Da kriegen Sie pro Tag den Gegenwert von einem Cappuccino. Das sieht schon etwas dürftig aus, wenn man weiß, dass ein Pflegetag in der Regel 24 Stunden dauert." Claus Fussek
Schon in der Ausbildung "verheizt"
Zum geplanten Landesamt für Pflege, das sich um die Ausbildung von Fachkräften kümmern soll, sagte Fussek: "Wir brauchen kein Landesamt, wir haben da keinerlei Erkenntnisprobleme." Diese ganzen Aufgaben - wie die Schaffung neuer Stellen, bessere Arbeitsbedingungen - seien Aufgaben der Arbeitgeber, der Wohlfahrtsverbände, der Einrichtungsträger. "Wir haben ein großes Problem, weil viele Pflegekräfte derzeit den Beruf verlassen, weil die Arbeitsbedingungen grauenhaft sind." Die Pflegekräfte seien kaum gewerkschaftlich organisiert, "und es werden die Schülerinnen und Schüler bereits in der Ausbildung verheizt".
Kein Personal
Zur Rolle der Politik sagte der Pflege-Experte:
"Die Politik kann das immer wieder thematisieren, aber die Politik muss dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen besser sind. Wenn die Arbeitgeber dem nicht nachkommen, dann muss man darüber sehr konkret nachdenken, ob die Politik die Verantwortung für die Pflege überhaupt wieder übernimmt." Claus Fussek
Eine Entspannung der Versorgungslage durch die geplanten neuen Pflegeplätze in Bayern erwartet Fussek nicht:
"Wir werden derzeit diese Stellen überhaupt nicht besetzen können, weil es kein Personal gibt!" Claus Fussek