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Die Bibel auf Bareiderisch

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"Bibel auf Bareiderisch"

Gut ein halbes Jahr lang haben 40 Männer und Frauen daran gearbeitet, einen Teil der Bibel ins Fränkische zu übersetzen. Nun ist das Erfolgsprojekt abgeschlossen und die Mitwirkenden präsentieren der Öffentlichkeit die Ergebnisse.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

"Die Bibel auf Bareiderisch werd bräsendierd" ist der Titel der Veranstaltung am 2. Oktober in der Bayreuther Lutherkirche (Beginn: 19.30 Uhr). Bei der Veranstaltung lesen neun Autoren ihre selbst übersetzten Texte vor, sagte der Mitinitiator der Aktion und Bayreuther Pfarrer Hannes Schott bei einem Pressegespräch in Bayreuth.

Generationenübergreifendes Projekt

An der Bibel-Übersetzung haben sich etwa 40 Menschen beteiligt. Ein paar Kirchenvorstände und engagierte Gemeindemitglieder seien natürlich dabei gewesen, aber auch einer, der sich die Bibel seiner Tochter ausleihen musste, weil er selbst keine hatte, erzählt Schott. Eine Veröffentlichung auf CD oder als Buch ist aktuell nicht geplant.

"Die Jüngsten sind 16 – das ist die Klasse 10c vom Gymnasium in Pegnitz, die das mit ihrem Lehrer gemacht hat. Die Ältesten gehen schon langsam auf die 90 zu. Es waren alle mit Begeisterung dabei, auch berufsgruppen- und geschlechterübergreifend." Hannes Schott, Pfarrer und Initiator der 'Bibel auf Bareiderisch'

Religiöse Begriffe als Herausforderung

Die Bibel-Übersetzer haben sich auf das erste Buch Mose beschränkt, den Anfang der Bibel. Dieser Teil enthält viele Erzähltexte und grundlegende Geschichten, die man schon kennt und die sich gut in den Dialekt übertragen lassen, zum Beispiel "Die Schöpfung", "Die Sintflut", "Abraham" oder "Kain und Abel". Einzige Schwierigkeit: Bibel-Texte lassen sich nicht Wort für Wort in den Dialekt übertragen. So entstehen beispielsweise Formulierungen wie "Jakob is a Fregga" in einer Geschichte, in der Jakob seinen Bruder Esau betrügt. Textstellen und religiöse Begriffe wie "Schöpfung" oder "Erlösung" müssen umschrieben werden.

Aktion zum Lutherjahr

Die vier Initiatoren, Pfarrer Hannes Schott, der frühere Bayreuther Dekan Hans Peetz und die Mundartexperten Eberhard Wagner und Horst Mayer, hatten das Projekt Anfang 2017 anlässlich des Luther-Jubiläumsjahrs ins Leben gerufen. Martin Luther hatte das Neue Testament seinerzeit ins Deutsche übersetzt – die oberfränkischen Übersetzer haben nun die Übersetzung in ihre Muttersprache gewagt. Selbst für ihn als Pfarrer sei es eine neue Erfahrung gewesen, erzählt der frühere Bayreuther Dekan Hans Peetz.

"Die Sprache des Glaubens ist nicht die Sprache, die die Menschen normalerweise untereinander sprechen. Das 'Vater unser' zum Beispiel betet man auf Hochdeutsch. Da ist die Frage: Darf ich mit und über Gott sprechen wie mit einem Freund oder mit der Familie? Wenn man sich hinsetzt und die Bibel auf Fränkisch übersetzt, versteht man vieles besser und hat einen anderen Zugang zu den Texten." Hans Peetz, früherer Bayreuther Dekan und Initiator der 'Bibel auf Bareiderisch'

Gott als Franke

In der fränkischen Übersetzung wurde "Gott" zum Beispiel zum "Herrgott" – und genau wie die Personen in den Bibeltexten spricht Gott in der Übersetzung Fränkisch. Anders als bei volkstümlichen Mundartgedichten sollte die Bibel in der fränkischen Version aber nicht ins Lächerliche gezogen werden, betont Peetz.