Ein Rettungswagen im Einsatz, im Hintergrund in Unschärfe Bäume mit Herbstlaub (Symbolbild)
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Wegen der "Hot Chip Challenge" mussten zwei Mädchen aus Garmisch-Partenkirchen vorübergehend ins Krankenhaus. (Smbolbild)

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"Hot Chip Challenge": Mädchen kurzfristig im Krankenhaus

Die angeblich schärfsten Chips der Welt essen - als Mutprobe: Wegen der "Hot Chip Challenge", die gerade im Internet kursiert, mussten zwei Mädchen aus Garmisch-Partenkirchen vorübergehend ins Krankenhaus. Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Gefährliche Mutprobe: Über das Internet haben zwei Mädchen aus Garmisch-Partenkirchen an einer "Hot Chip Challenge" teilgenommen. Dabei müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeweils einen bestimmten Tortilla-Chip essen. Dieser wird vom Hersteller als der "schärfste Chip der Welt" angepriesen.

Mit akuten Atembeschwerden in die Klinik

Laut Polizei hatten die beiden 13 und 14 Jahre alte Mädchen sich die Chips an einem Automaten gekauft und am Freitag gegessen. Daraufhin erlitten sie akute Atemprobleme und kamen in eine Klinik. Dort sollten sie zur stationären Überwachung bleiben. Die beiden konnten aber später wieder entlassen werden. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Denn der Automat sei in einem Einkaufszentrum "für jedermann zugänglich" gewesen – bei einem Produkt, das man erst ab 18 Jahren kaufen dürfe, sei das "definitiv nicht Sinn der Sache", so ein Sprecher der Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen.

Bundesinstitut für Risikobewertung spricht Warnung aus

Experten erläutern, dass bei einer besonders hohen Konzentration des in Chilischoten vorkommenden Inhaltsstoffs Capsaicin Herzrhythmusstörungen bis hin zum Tod nicht ausgeschlossen seien.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte im September vor solchen Mutproben gewarnt. Der Verzehr habe vereinzelt bereits zu ärztlichen Noteinsätzen geführt, teilte der BfR in Bezug auf die "Hot Chip Challenge" mit.

Verbraucherzentralen fordern Sicherheitsüberprüfung

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund von Kommentaren von Nutzern wie "Cosi" und "Unvergessen" im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt. Es geht um die Frage eines Verbots der "Hot Chips".

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen fordert die Behörden der Lebensmittelüberwachung auf, die "Hot Chips" einer offiziellen Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen. Sie zitiert das BfR, das ab einem Capsaisin-Gehalt von mehr als 6.000 Milligramm pro Kilogramm eine Prüfung empfiehlt, ob das Lebensmittel überhaupt als sicher zu bewerten ist. Diesen Grenzwert überschreiten die "Hot Chips" um das 17-fache, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen – den Wert, ab dem ein Warnhinweis und ein Sicherheitsverschluss nötig wäre, überschreiten die Chips sogar fast um das 1.000-fache.

Die Verbraucherzentrale Bayern schließt sich der Forderung an: "Bisher gibt das BfR nur eine Empfehlung heraus und keine Warnung", so eine Sprecherin. "Wir fordern: Das kann so nicht bleiben." Die zuständigen Behörden müssten überprüfen, ob nicht auch ein Verbot möglich sei. Die Sprecherin betont aber auch: Eltern müssten mit ihren Kindern über die Gefahren der Challenge sprechen. "Diese Aufklärung ist wirklich wichtig."

Behörden können Lebensmittel prüfen und verbieten

Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sind die Lebensmittelunternehmer selbst dafür verantwortlich, dass ihre Produkte den Bestimmungen des deutschen Lebensmittelrechts entsprechen. Für Kontrollen, ob das Lebensmittelrecht eingehalten wird, sind die Bundesländer zuständig. Sie können Stichproben und Analysen in Auftrag geben und gegebenenfalls dafür sorgen, dass die Produkte zurückgerufen und nicht weiter verkauft werden dürfen. Das in Bayern zuständige Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat sich gegenüber BR24 zum konkreten Fall noch nicht geäußert. 💬

Todesfall in den USA

In Worcester im US-Bundesstaat Massachusetts hatte ein Zehntklässler im Rahmen einer Internet-Challenge Anfang September einen einzelnen, extrem scharfen Chip gegessen und war später tot in seinem Haus gefunden worden. Die Familie des Jugendlichen macht die im englischsprachigen Raum als "One Chip Challenge" bekannte Mutprobe für seinen Tod verantwortlich. Die Gerichtsmedizin untersucht derzeit, ob der Jugendliche tatsächlich in direkter Folge des Verzehrs gestorben ist. Der Hersteller Paqui nahm die Chips in den USA aus dem Verkauf.

Jugendliche werden durch soziale Medien animiert

Wie zuletzt viele andere Jugendliche in den USA soll auch der Zehntklässler über Beiträge in den sozialen Medien dazu animiert worden sein, einen der einzeln verpackten Paqui-Chips zu essen. Bei der Challenge sollen die Teilnehmer danach so lange wie möglich auch auf anderes Essen oder Wasser verzichten. Videos, die im Internet die Runde machten, zeigten Teenager, die nach Luft schnappten, Hustenanfälle bekamen und nach Wasser riefen, nachdem sie den Chip gegessen hatten.

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