Susanne Preußler-Bitsch, die Tochter des 2013 verstorbenen Kinderbuchautors Otfried Preußler, lebt im Bayerischen Wald und verwaltet seit mehr als 20 Jahren das Werk ihres Vaters. Schon zu seinen Lebzeiten kümmerte sie sich um Film-, Hörspiel- und Buchrechte. Aber das, was sie im vergangenen Jahr im Nachlass entdeckte, war eine Überraschung für die 60-Jährige: "Bei der Sichtung der Ordner und Unterlagen ist mir ein unscheinbares Typoskript in die Hand gefallen: 'Kasperl und die Mondfahrt'. Ich habe mir das durchgelesen und dachte mir: 'Wahnsinn, was habe ich denn da aus dem Archiv gefischt?'."
Es ist die Vorlage für eine vierte Hotzenplotz-Geschichte. Und was für eine. Kasperl und Seppel beschließen darin, eine Mondrakete zu bauen und Räuber Hotzenplotz damit auf den Mond zu schießen. Susanne Preußler-Bitsch baute die Vorlage selbst zu einer Geschichte aus.
Bayern1-Hörerin erkennt Geschichte wieder
Mit dieser Ankündigung vom vierten Hotzenplotz ging der Thienemann-Esslinger-Verlag in Stuttgart, der das Buch herausbringt, Anfang Mai an die Öffentlichkeit. Und Hotzenplotz-Leserin Gabi Bulmer-Gruner im württembergischen Allgäu wurde sofort hellhörig: "Wir saßen im Auto, haben Bayern1 gehört und dann wusste ich gleich: Die Geschichte kenne ich, die ist nicht neu." Denn sie hat kein einziges ihrer alten Kinderbücher weggeworfen und deshalb auch ein Readers-Digest-Jugendbuch von 1969 aufgehoben. Darin ist ein Kasperltheaterstück von Otfried Preußler abgedruckt mit dem Namen "Die Fahrt zum Mond". Gabi Bulmer-Gruner meldete sich beim BR, von dort ging die Nachricht zum Verlag.
Aus Kasperltheaterstück wird eine neue Geschichte
Auch andere Leser meldeten sich und im Verlag wurde nochmal in den Archiven gewühlt. Ergebnis: Tatsächlich war das Kasperltheaterstück Ende der 60er-Jahre in zwei Sammelbänden abgedruckt worden, aber mehr war nie daraus geworden.
Deshalb ist es dennoch ein Glück für alle Hotzenplotz-Fans, dass Susanne Preußler-Bitsch die kleine Vorlage behutsam zur Geschichte umgeschrieben hat: "Ich bin mit großem Respekt und Sorgfalt an das Vorhaben rangegangen. Aber es ist mir leicht gefallen, weil mir die Sprache, die mein Vater im Hotzenplotz verwendet, geläufig ist. Ich habe in der Regieanleitung seinen Witz und seinen Geist entdeckt", erzählt sie.