Steinmeier zeigte sich sicher, dass Erhard stolz auf sein Museum und seine Fürther gewesen wäre – darauf, dass sie ihm keine goldene Statue, sondern einen Ort für Aufklärung und Dialog gesetzt haben. Das Zentrum will mehr als nur ein Museum sein, sondern auch eine Begegnungsstätte und Forschungszentrum. Im Mittelpunkt steht das Leben und Wirken Ludwig Erhards, der nach dem Zweiten Weltkrieg Bundeswirtschaftsminister und später Bundeskanzler war. Eine multimediale Ausstellung zeigt abwechslungsreich die Stationen seines Lebens.
"Wir verdanken Erhard eine auf Freiheit und Rechtssicherheit gebaute Wirtschaftsordnung. Das war für ihn eine zentrale Lehre aus den Zerrüttungen der Währungs- und Wirtschaftskrisen, der Massenarbeitslosigkeit und des Massenelends der Weimarer Zeit, und es war eine Lehre aus der Willkür der Naziherrschaft."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Fürth
Mit Erhards Namen wird das deutsche Wirtschaftswunder in der Nachkriegszeit und die soziale Marktwirtschaft verknüpft. Die Besucher erwartet ein deutschlandweit einmaliges Konzept, sagte Initiatorin und Vorsitzende des Ludwig-Erhard-Initiativkreises Fürth, Evi Kurz. Die Ausstellung erstreckt sich über das Geburtshaus Erhards und den Neubau direkt gegenüber. Viele Raritäten, die noch nie zuvor ausgestellt wurden, sind im Zentrum zu sehen, zum Beispiel die Eheringe Ludwig Erhards oder seine Militärakte.
Ein Höhepunkt des neuen Museums ist der sogenannte Zukunftsraum im Neubau, der Erhards Denken in die heutige Zeit übertragen will. Erhard konnte zwar die technischen Umbrüche unserer Zeit nicht erahnen, so Steinmeier, aber dennoch seien seine Vorstellungen der sozialen Marktwirtschaft aktuell. "Das Versprechen der sozialen Marktwirtschaft vom Aufstieg und sozialer Sicherheit ist seit Jahrzehnten Garant für politische Stabilität. Ohne dieses Versprechen gerät in unserer Gesellschaft möglicherweise etwas ins Rutschen", sagte der Bundespräsident bei der Eröffnung. Es gelte, die Herausforderung der Globalisierung und Digitalisierung zu meistern. Das Ludwig-Erhard-Zentrum will da Denkanstöße liefern.
Noch steht das Zentrum nicht für das Publikum offen, denn das 18-Millionen-Projekt ist noch nicht ganz fertiggestellt. Erst ab dem 20. Juni können Besucher in die Ausstellung kommen. Einige Fürther haben zur offiziellen Eröffnung gegen das Ludwig-Erhard-Zentrum demonstriert. Die Kritik kommt von links und von den Grünen: Sie bemängeln unter anderem die gestiegenen Baukosten. Und auch die Architektur des Neubaus – der "Betonklotz" – erregt den Unmut vieler Fürther.