"Ich habe den Eindruck, dass die Wahl sich auf den letzten Metern entscheidet", sagte Schulz beim exklusiven Interview mit dem Bayerischen Rundfunk in Nürnberg. Aktuelle Umfragen sehen die SPD derzeit bundesweit bei 21 Prozent. Die Werte seien nicht schön, aber lediglich eine Momentaufnahme, so der 61-Jährige. Schulz setzt auf die noch unentschlossenen Wähler, und das ist nach seiner Ansicht "fast jeder Zweite in Deutschland".
Mal knapp, mal ausführlich
Die finanzielle Belastung von Großfamilien, immer weiter steigende Mieten und die als ungerecht empfundene Steuerlast – im BR-Interview wird Schulz mit den Fragen und Sorgen von BR-Hörern konfrontiert. Teils sprechen Hörerinnen und Hörer von Bayern 1 und Bayern 3 in Sprachaufnahmen direkt zu Schulz.
Auf alle Fragen antwortet Schulz, mal knapp, mal ausführlich, immer angelehnt ans SPD-Wahlprogramm. Zeit für mehr Gerechtigkeit lautet dabei das Motto. Systemwechsel bei der Rente, Solidaritätszuschlag abschaffen, mehr für Familien und Frauen tun gehört für den SPD-Kanzlerkandidaten unter anderem dazu. Dabei bekennt er sich sogar als Anhänger der Mütterrente. Sie müsse nur anders als bisher finanziert werden, fügt er hinzu.
Kostenlose Kitas – klaro. Koalitionen? Kein Kommentar
Da gibt es Themen, die Schulz mag, über die er gerne spricht. Zum Beispiel, was die SPD für Familien tun will oder für den Ausbau von Kindertagesstätten. Seine Partei will sowohl in Kitas investieren als auch die Gebühren für die Kinderbetreuung abschaffen, erklärt Schulz im Interview. Auch über Persönliches gibt er gerne Auskunft. Weniger gesprächig wird er beim Thema mögliche Koalitionen. Trotz mehrfacher Nachfrage will er sich zum Beispiel zu einer möglichen Zusammenarbeit mit der Linken im Bund nicht klar äußern.
Nach dem Interview in Nürnberg geht es weiter nach Regensburg, danach nach Bamberg; zuvor war Schulz in Würzburg. Gewalt-Wahlkampftour quer durch Bayern, das "teils barocke Land" mit schöner Landschaft, das seine Traditionen bewahre, wie es Schulz beschreibt. Schulz scheint die Energie nicht auszugehen. Doch ob ein voller Akku reicht, gegen Angela Merkel anzukommen? Die Zeit wird knapp: In zwei Wochen ist Bundestagswahl.