Erst vor Kurzem sollte ein 87-Jähriger in Kaufbeuren so um seine ganzen Ersparnisse gebracht werden. Doch als die Betrüger, angeblich Kripobeamte aus München, die 40.000 Euro an der Haustüre abholen wollten, warteten zum Glück schon die richtigen Beamten.
"Stellen Sie sich nur mal vor, ein älterer Mensch, der auf so was reinfällt, der weiß ja nicht mehr, wo vorne und hinten ist! Es wird Misstrauen gesät: gegen echte Polizisten, echte Behörden, echte Staatsanwälte. Die Leute sind völlig verunsichert und wissen überhaupt nicht mehr, wem sie überhaupt glauben sollen!"
Guido Limmer, Vizepräsident des Polizeipräsidums Schwaben Süd/West
Täter "warnen" Opfer vor Einbruch
Selbst hier – im nüchternen Besprechungsraum des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten – merkt man Vizepräsident Guido Limmer an, wie sehr ihn das alles ärgert. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden 322 solcher Fälle mit falschen Polizeibeamten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums angezeigt. Das sind 200 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2017.
Was es so hinterhältig macht: Die Täter sind äußerst professionell. In sehr gutem Deutsch geben sie sich als Polizisten oder Staatsanwälte aus, rufen ihre Opfer oft über Monate hinweg immer wieder an.
"Die versuchen, ein starkes Vertrauensverhältnis mit den Opfern aufzubauen, erfahren natürlich immer mehr Details aus ihrem Leben, die sie geschickt in ihre Geschichte einbauen, um sie letztlich in ihre Scheinwelt hinüberzuziehen, um sie dann wirklich ausnehmen zu können."
Polizei-Vizepräsident Guido Limmer
Eine beliebte Masche: Sie gaukeln dem Opfer vor, ein Einbruch stehe unmittelbar bevor – alle Wertgegenstände müssten deshalb unbedingt in Sicherheit gebracht und an der Haustür einem angeblich zivilen Beamten übergeben werden.
Auch beliebt ist die Falschgeld-Masche
Oder aber: Man sei einem betrügerischen Bankangestellten auf der Spur, der würde echte Scheine gegen Falschgeld austauschen:
"Jetzt sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Bitte können Sie mal Geld abheben oder an Ihr Schließfach gehen. Wenn Sie zu Hause sind, geben Sie uns die Seriennummern durch. Und welch Überraschung: Natürlich sind diese Seriennummern alle gefälscht und dann muss dieses Falschgeld natürlich sichergestellt werden. Dann kommt jemand vorbei, holt dieses Geld ab."
Polizei-Vizepräsident Guido Limmer
110 im Display? Das ist nie die richtige Polizei!
Ihre Opfer suchen sich die Täter nach Zufallsprinzip. Oft wählen sie drei, vierstellige – und damit eher ältere – Telefonnummern oder konzentrieren sich auf bestimmte Vornamen, weil am anderen Ende der Leitung ein älterer Mensch vermutet wird.
Wird der zum Opfer, verliert er nicht nur viel Geld, sondern schämt sich oft noch.
"Der wird sich dann erstmal nicht trauen, sich zu offenbaren. Denkt sich, warum zur Polizei gehen oder meinen Angehörigen sagen, dass möglicherweise das Erbe verschenkt wurde."
Polizei-Vizepräsident Guido Limmer
Umso wichtiger ist es Limmer, noch einmal zu appellieren:
"Sie können davon ausgehen, wenn die 110 im Display erscheint: Das ist nie die richtige Polizei. Sie werden nie von dieser Nummer angerufen werden! Dann am besten gar nicht in ein Gespräch verwickeln lassen. Auflegen! Wirklich auflegen – nicht verbinden lassen oder sich durch ein Freizeichen, dass vielleicht eingespielt wird, verwirren lassen, sondern den Hörer auflegen. Die echte Polizei unter 110 anrufen. Denn: Erst am Haken, lassen sie ihn nicht mehr runter. Der Betroffene wird ausgezogen bis aufs Hemd."
Polizei-Vizepräsident Guido Limmer
Mit einem zweiseitigen Comic-Flyer warnt das Polizeipräsidium vor falschen Polizisten. Gezeichnet hat ihn Tobias Simon, der selbst Polizist ist.