Im Sommer brachte Christian Ude ein neues, hochpolitisches Buch heraus, in dem er mit sämtlichen Parteien hart ins Gericht geht. Es ist eine 235-seitige Streit-Schrift. Titel: "Die Alternative oder: Macht endlich Politik!" Darin geißelt Ude die Flüchtlingspolitik und konfrontiert vor allem das linke Milieu, in Konsequenz also auch die SPD, mit einer politischen "Lebenslüge". Das Buch wurde durchaus kontrovers wahrgenommen, Ude sogar Nähe zur AfD vorgeworfen. In einem BR-Interview weist er die Vorwürfe ausdrücklich zurück. Allerdings sagt er, er habe schon immer vor Schönfärberei bei Ausländerthemen gewarnt. Die doppelte Staatsbürgerschaft sehe er seit Erdogan auch kritischer als früher.
Geboren im Herzen der Stadt
Christian Ude ist ein waschechtes Münchner Kindl. Zur Welt kommt er am 26. Oktober 1947 in Schwabing, wo er auch aufwächst. Bis heute wohnt er mit seiner Familie in seinem Lieblingsstadtviertel: "Ich bin, was den Wohnsitz betrifft, nicht weit herumgekommen und habe 50 Jahre lang immer denselben Metzger gehabt."
Karrierestart bei der "Süddeutschen Zeitung"
1967 macht Ude sein Abitur am Oskar-von-Miller-Gymnasium und volontiert dann bei der "Süddeutschen Zeitung". Zwei Jahre später entscheidet er sich gegen den Journalismus und nimmt ein Jurastudium auf, das er zehn Jahre später mit dem zweiten Staatsexamen abschließt. Im Anschluss gründet er eine eigene Kanzlei und arbeitet erfolgreich als Anwalt für Mietrecht.
Aufstieg zum Oberbürgermeister
Während des Studiums ist Ude ehrenamtlicher Pressesprecher der Münchner SPD. 1990 wird er erstmals für die Sozialdemokraten in den Münchner Stadtrat gewählt. Schon drei Jahre später wird er Oberbürgermeister. In einem harten Wahlkampf setzt sich Ude knapp gegen den damaligen bayerischen Umweltminister Peter Gauweiler (CSU) durch. Seitdem kann er den Chefsessel im Rathaus stets behaupten und seine Ergebnisse immer weiter verbessern – bis er bei der Kommunalwahl 2014 aus Altersgründen nicht mehr antreten darf.
Kandidatur als Ministerpräsident
Im August 2011 sickert durch, dass Christian Ude die Staatskanzlei ins Visier genommen hat und dass er bei der Landtagswahl 2013 als SPD-Kandidat gegen Ministerpräsident Horst Seehofer antreten wird. Aber: Der Machtwechsel bleibt aus, die CSU triumphiert und holt die absolute Mehrheit zurück. Inzwischen sieht Christian Ude die Niederlage entspannt: "In München darf man Sozialdemokrat, Protestant und 1860er-Anhänger sein, in Bayern ist das eben nicht möglich."
Zwischen Mykonos und Volkshochschule
Jetzt kann sich Ude die Zeit für seine Kabarett-Programme "Szenen aus dem Ruhestand" und "Der doppelte Ude" sowie für seinen Volkshochschulkurs "Politik der Woche" frei einteilen. Dem Kuratorium des Münchner Forums für Islam sitzt er aber immer noch vor. Zwischendrin radelt er durch den Englischen Garten, geht in Alt-Schwabing spazieren, fährt zum Starnberger See, wo er zusammen mit seiner Frau gerne auf eines der Ausflugsschiffe steigt, oder er verbringt ein paar Wochen auf Mykonos.
Viel Arbeit am 70. Geburtstag
Am Donnerstag gönnt sich Ude ein "Sekt-Frühstück am Morgen mit Frau und Katze". Sonst hat er alle Hände voll zu tun an seinem Geburtstag: So wird er bei einer Demonstration der Münchner Taxler sprechen, bei den Kammerspielen dabei sein in der "Zeitkapsel Hasenbergl", und dann tritt er auch noch auf als stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats von Jutta Speidels Obdachlosen-Initiative "Horizont e.V.", die obdachlosen Kindern und deren Müttern hilft. Eine große Party wird es trotzdem geben, und zwar am Tag nach seinem 70. Für Freitag hat der Münchner Alt-Oberbürgermeister nach seinem Kabarettabend von "Ude und Friends" im Prinzregententheater 100 Freunde eingeladen, mit denen er kräftig feiert.