Malerisch liegt das Hochmoor in der Ostallgäuer Voralpenlandschaft bei Seeg. Mit jedem Schritt ins Kirchthaler Filz hinein verändert sich die Landschaft: Die Fichten werden weniger, der Boden immer moosiger, bald schmatzt es bei jedem Tritt. Tief drinnen im Moor wachsen seltene Torfmoosarten. Als einzige Bäume können hier die Spirken, die Moorkiefern, überleben. Nur echte Spezialisten sind angepasst an diesen einzigartigen Lebensraum, weiß Thomas Frey vom Bund Naturschutz:
"Zum Beispiel den Hochmoorgelbling gibt es da, spezielle Libellenarten ... Da kommt man normalerweise einfach nicht hin. Das sind ganz, ganz seltene Lebensräume, die es in unserer normal intensiv genutzten Kulturlandschaft kaum mehr gibt." Thomas Frey, Bund Naturschutz
In Bayern sind die meisten Moore inzwischen verschwunden - trockengelegt für die Landwirtschaft oder durch Torfabbau zerstört. Das Kirchthaler Filz bei Seeg als weitgehend unberührtes Moor ist deshalb seit ungefähr 15 Jahren Teil des Natura-2000-Gebiets "Sulzschneider Moore", einer 1.800 Hektar großen Moorlandschaft im südlichen Ostallgäu. Das gesamte Gebiet genießt damit europäischen Schutzstatus.
Keinen Raubbau betreiben
Das bedeutet: Der Zustand der Landschaft, der Tier- und der Pflanzenwelt muss trotz Bewirtschaftung unbedingt erhalten bleiben und soll - wenn möglich - sogar verbessert werden. Sämtliche Eingriffe müssen vorher auf ihre Naturverträglichkeit hin geprüft werden. Landwirte, Forstwirte und Grundstücksbesitzer erhalten Fördergelder für eine schonende Bewirtschaftung in sensiblen Bereichen.
Naturschutzprojekte werden durchgeführt
Außerdem sind die Natura-2000 Gebiete auch Schwerpunkträume für Naturschutzprojekte. In den Sulzschneider Mooren kauft der kommunale Zweckverband Allgäuer Moorallianz zum Beispiel Grundstücke für eine Renaturierung an. Und der Bund Naturschutz kümmert sich um die Bachmuschelpopulation in der Lobach. Nach rund 15 Jahren Natura 2000 zieht Naturschützer Thomas Frey für das 1.800 Hektar große Schutzgebiet im Ostallgäu eine weitgehend positive Bilanz:
"Die landwirtschaftliche Nutzung ist trotzdem in manchen Teilen intensiviert worden. Es hat aber auf jeden Fall gebracht, dass klar ist, dass größere Bauprojekte oder solche Sachen nicht durchgeführt worden sind, und es hat gebracht, dass Renaturierungsprojekte durchgeführt worden sind." Thomas Frey, Bund Naturschutz
Und auch wenn es in der Praxis immer wieder Widerstand von Bauern oder Grundstücksbesitzern gibt und es eigentlich an Kontrollen fehlt - insgesamt hält Thomas Frey Natura 2.000 für eine gute Sache. Der europäische Biotopverbund erhöht seiner Meinung nach die Aufmerksamkeit für den Naturschutz.