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Passionsspiele Sömmersorf 2018

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Passionsspiele zwischen Baulärm und Hohem Rat

Passionsspiele zwischen Baulärm und Hohem Rat

Auf der Baustelle am Passionsspielgelände in Sömmersdorf heult eine Betonfräse auf, in der Halle wird Jesus vor Pilatus gezerrt. Unterschiedlicher könnten die Szenen drei Monate vor der Premiere der Fränkischen Passionsspiele nicht sein.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Alle fünf Jahre spielen die Sömmersdorfer die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu. Seit nunmehr 85 Jahren. Der Volksschullehrer Guido Halbig hatte mit dem örtlichen Männergesangverein in dem 680-Einwohner-Dorf im Landkreis Schweinfurt damit begonnen. Ein Gelübde liegt diesen Passionsspielen nicht zu Grunde. 300 Bewohner wirken auf der Bühne mit, viele auch hinter den Kulissen.

Neues Riesendach

Wenn am 24. Juni Premiere ist, dann werden die Besucher ein völlig neues Passionsspielgelände vorfinden. Statt der großen Schirme entsteht zur Zeit eine Bedachung, die sich wie eine riesige Muschel über die knapp 2.000 Sitzplätze spannt. 2,7 Millionen Euro werden investiert. 600.000 Euro davon muss der Passionsspielverein aufbringen. Der große Rest wurde bei einer "Geberkonferenz" gesammelt. Europäische Union, Freistaat Bayern, Bezirk Unterfranken, Diözese Würzburg, Landkreis Schweinfurt und die Gemeinde Euerbach unterstützen den Verein "Kultur aus Passion", der unter Leitung seines Vorsitzenden Robert König das Wagnis auf sich genommen hat. Bei einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag (28.03.18) konnte Robert König berichten, dass nach den Erd- und Betonarbeiten nach Ostern mit dem Aufbau der neuen Dachkonstruktion begonnen wird.

"Wir wollen bis Ende Mai fertig sein, da bin ich zuversichtlich." Robert König, Vorsitzender von 'Kultur aus Passion'

Bühnenbild Jerusalem

In den nächsten Tagen wird auch der Berliner Bühnenbildner Andre Putzmann in Sömmersdorf eintreffen. Von ihm stammt das neue Bühnenbild, das am Passionsspielhaus auf- und angebaut wird. Zusammen mit ehrenamtlichen Helfern soll die Ansicht des alten Jerusalems entstehen. Auch ein neuer Orchestergraben für die Livemusik wurde an fünfzehn Samstagen von Ehrenamtlichen aus dem Dorf errichtet. Und auch das ist neu: Neben den schon traditionellen Eseln, Schafen, Tauben und Hühnern soll es in der Szene mit König Herodes erstmals auch zwei Kamele geben, die von einem Verein aus dem Coburger Land entliehen werden.  

Begeisterndes Engagement

"Kreuziget ihn" und "Lasst den Barabbas frei" schallt es gleich neben der Baustelle durch die Robert-Seemann-Halle. Jetzt ist Robert König in die Rolle des Pilatus geschlüpft und erwartet den Ansturm des Hohen Rates. Aufmerksam beobachten Marion Beyer und Hermann J Vief die Szene und machen sich Notizen. Das Duo hat nach dem überaus erfolgreichen Start vor fünf Jahren erneut den Auftrag bekommen, die Regie zu übernehmen. Beide Theaterprofis sind begeistert vom Engagement und Einsatz der Sömmersdorfer. Ein gut ausgeklügelter Probenplan führt die 300 Darsteller durch die vielen Monate bis zur Premiere.

"In Sömmersdorf ist Passion angesagt und bei der Passion ist man einfach dabei, das ist schon Klasse." Hermann J. Vief, Regisseur der Passionsspiele

Die Bärte wachsen

Die Hauptrollen sind doppelt besetzt. Den Jesus spielen Tobias Selzam und Stefan Huppmann. Sie werden sich bei den 18 Vorstellungen abwechseln. Geduldig steht Stefan Huppmann zwischen den zwei Wächtern, während die Regisseure mit dem Hohen Rat arbeiten. Alle tragen einfache Gewänder, um so besser von Anfang an in die Rolle hineinzukommen. Die kostbar geschneiderten Gewänder hängen noch im Festspielhaus in den Schränken. Die Darsteller des Hohen Rats lassen sich so wie viele weitere Sömmersdörfer seit Monaten den Bart wachsen. Viele spielen schon seit Jahrzehnten in wechselnden Rollen mit. Man höre eben nicht nur einmal im Jahr die Karfreitagsliturgie sagt Norbert Mergental. Alle fünf Jahre sei man live dabei und so auch näher dran.

"Es kibbelt schon in den Fingern." Roland Nöth, diesmal Darsteller des Ezechiel

Rekordvorverkauf bei Eintrittskarten

Norbert Mergental ist bei den Sömmersdorfer Passionsspielen für das Marketing zuständig. Freudig berichtet er davon, dass der Kartenvorverkauf noch nie so gut lief wie diesmal. Von den 35.000 zur Verfügung stehenden Karten seien bereits 28.000 verkauft. (Karten gibt es über die Internetseite der Passionsspiele unter http://passionsspiele-soemmersdorf.de).

"Mein Ziel ist es, dass wir zu Beginn der Passionsspiele ausverkauft sind." Norbert Mergental, Verantwortlich für das Marketing

Fußwaschung für Pilatus

Für Pilatus-Darsteller und Vereinsvorsitzenden Robert König gab es für den Gründonnerstag eine besondere Einladung. Ihm wird Weihbischof Ulrich Boom im Würzburger Dom die Füße waschen. Neben dem Pilatus überzeugte Robert König in den letzten Spielen mehrmals als Judasdarsteller. Dabei wurde ihm auch vom Sömmersdorfer Jesus die Füße gewaschen. Dieses Zeichen der Nächstenliebe berühre ihn ganz besonders, so König.