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Politischer Aschermittwoch

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Wahlkampf startet mit Politischem Aschermittwoch

Wahlkampf startet mit Politischem Aschermittwoch

Der Politische Aschermittwoch gehört zu den Tagen im Jahr, wo die Parteien vor ihren Anhängern richtig Kante zeigen können - und es trotz der schwierigen Lage in Berlin wohl auch tun werden. Von Sebastian Kraft

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Ein Jahr später ist bei den beiden großen Volksparteien alles ganz anders. Im jährlich errichteten Bierzelt von Vilshofen trat 2017 unter tosendem Jubel Martin Schulz auf, es war eine der ersten Auftritte nach seiner Nominierung als Kanzlerkandidat. Die CSU musste ein paar Kilometer weiter südlich in Passau damit leben, dass der Medienrummel etwas geringer ausfiel als sonst üblich.

Dabei gab es bei den Christsozialen auch eine hübsche Geschichte zu beobachten: Ein mäßig gelaunter Markus Söder beklatsche eher lustlos die Reden von Joachim Herrmann und Alexander Dobrindt. Parteichef Horst Seehofer lies neben sich selber damals nur Bundespolitiker reden, dem ambitionierten Kronprinzen blieb nur die schmerzhafte Zuschauerrolle.

Wird Markus Söder der neue "Mister Aschermittwoch"?

Heuer wollten Seehofer und Söder ursprünglich gemeinsam in die Dreiländerhalle einziehen - wegen einer Grippe musste Horst Seehofer seinen Auftritt am Dienstagnachmittag aber absagen, die Bühne gehört nun alleine Markus Söder. Und im Gegensatz zu Seehofer, dem das Format Aschermittwoch mit einer kernigen Rede in Bierzeltatmosphäre in den letzten Jahren nicht wirklich ans Herz gewachsen war und der sich deswegen immer weitere Hauptredner (Stoiber, Gauweiler, Herrmann, Dobrindt) organisierte, ist Markus Söder wie gemacht für das Prinzip Aschermittwoch.

"CSU pur", heißt es aus seinem Umfeld, werde die Rede sein, von der "Südkurve" schwärmte schon CSU-General Andreas Scheuer vorab auf Twitter. Kurzum: der designierte Ministerpräsident wird versuchen an die Tradition von Edmund Stoiber anzuknüpfen, den sie in der CSU bis heute respektvoll "Mister Aschermittwoch" nennen.

Wichtiges Thema beim Politischen Aschermittwoch: Flüchtlinge

Zwei Themen werden dabei besonders im Fokus stehen, wenn es darum geht, die Stimmung in der Halle anzuheizen: die Zuwanderungsfrage und der Umgang mit der AfD. Söder, der seit Anfang des Jahres unermüdlich durch Bayern reist und wöchentlich neue Schlagzeilen generiert, hat sich genau überlegt, wann er welche neuen Akzente setzen will.

Söders neuer Vorstoß in der Flüchtlingspolitik

In der Migrationspolitik, soviel scheint klar, wird zum Aschermittwoch ein neuer Vorstoß kommen. Söder will das Bayerische Integrationsgesetz noch einmal überarbeiten: Für Flüchtlinge solle es keine Übergangsklassen mehr geben, sondern richtige Deutschklassen. Hier sollen nicht nur Deutsch als Sprache, sondern auch Werte und Kultur vermittelt werden. Zudem spricht sich der designierte bayerische Ministerpräsident dafür aus, dass in jeder Behörde ein Kreuz hängen soll.

Söder will am Aschermittwoch die AfD verbal angreifen

Im Gegensatz zu Seehofer will er die AfD auch offen angreifen und versuchen zu demaskieren. Das Prinzip Totschweigen oder nur geringfügig erwähnen, wie es Seehofer sonst tat, gilt in der CSU seit der verlorenen Bundestagswahl als gescheitert.

SPD: Scholz spricht

Gegen den Katzenjammer muss dagegen die BayernSPD ankämpfen. Mit über 2.000 Zuschauern rechnen die Genossen, Hauptredner wird der Hamburger Bürgermeister und Parteivize Olaf Scholz sein. In der kommenden Bundesregierung soll er als Vizekanzler und Finanzminister eine zentrale Rolle einnehmen, in Vilshofen steht er gleich unter doppelter Beobachtung: Zum einen wie der eher zurückhaltende Hanseate ein bayerisches Bierzelt in Stimmung bringen will, zum anderen mit welchen Argumenten er seine Anhänger beim anstehenden Mitgliederentscheid überzeugen will.

Überhaupt wird es die spannende Frage: Beschäftigt sich die SPD mit den politischen Gegnern - wozu der Aschermittwoch ja eigentlich da ist - oder wieder einmal mit sich selber?

Aiwanger wird am Aschermittwoch auch die Bundespolitik angreifen

Mit seinen politischen Gegnern will sich auf jeden Fall Hubert Aiwanger in Deggendorf beschäftigen - auch wenn er bekanntlich am liebsten mit der CSU ab Herbst regieren würde. Ein Seitenhieb auf die Lage in Berlin ist garantiert, so bezeichnete Aiwanger die Merkel vorab als „sozialdemokratische Kanzlerin“ und die Koalitionspartner CSU und SPD als „Büchsenspanner.“

Die große Koalition werde zu einer Belastung für Deutschland. Scharfe Attacken wird es wohl auch Richtung Markus Söder geben: "Er ist ein unkalkulierbares Risiko. Er hat 33.000 GBW-Wohnungen verscherbelt und keine Visionen für Bayern außer weiteren Staatsbesitz wie die EON-Anteile zu verkaufen."

Grüne werden am Aschermittwoch mit grünen Themen aufwarten

Mit Spannung wird in Landshut die Rede des neuen Grünen Parteichefs Robert Habeck erwartet, flankiert von dem bayerischen Spitzenduo Ludwig Hartmann und Katharina Schulze. Neben den erwartbaren Attacken auf die CSU soll es vor allem um die Grünen-Kernthemen gehen: Chancengleichheit für Mann und Frau, Einsatz für Demokratie und Gestaltung der Digitalisierung.

Die beiden nicht im Landtag vertretenen Bundestagsparteien bieten ebenfalls bundespolitische Prominenz auf. Zur FDP nach Dingolfing kommt Parteichef Christian Lindner, zur AfD nach Osterhofen Jörg Meuthen.