Eva Heusinger ist mit dem Flugzeug aus München nach Berlin gereist. Eigentlich eine Umweltsauerei, sagt sie, aber "es ging leider nicht anders". Sie arbeitet für das Unternehmen Rapunzel, einen europäischen Bio-Hersteller. Und dort sei es verboten, "dass Waren und Zutaten mit dem Flugzeug transportiert werden, aus ökologischen Gründen".
Eva Heusinger und rund 30 Mitstreiter aus anderen Bio-Organisationen haben die Initiative "Ich stehe auf Essen ohne Gentechnik" gestartet. 108.000 Unterschriften haben sie nach Berlin gebracht; von Bürgern, die keine gentechnisch veränderten Lebensmittel mehr essen wollen, weil sie Sorge haben, dass Gentechnik der Gesundheit schadet.
Die Politik ist am Zug
Die Reinhaltung von Saatgut sei in Gefahr, fürchtet die Initiative. Die Politik sei gefordert, hier etwas zu tun! So müsse für die Verbraucher klar ersichtlich sein, was in den Produkten stecke - vor allem, wenn gentechnisch veränderte Zutaten ein Bestandteil sind. Und: Bäuerliche und ökologische Züchtung sollen gefördert werden. Artenvielfalt ist das Stichwort.
"Es muss eine Überwachung geschaffen werden, ein Monitor. Es muss eine Rückverfolgbarkeit geschaffen werden, damit man weiß, wo kommt dieser Organismus her. Und man muss sich im Klaren sein, wenn es zu Schäden kommt, wer ist der Verursacher, wer zahlt das?"
Elke Röder, Bundesverband Naturkost
"Ich bin einer von den 108.000", erklärt Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), als ihr die Unterschriften überreicht werden. "Ich habe damals in Münster unterschrieben, gegen die Gentechnik. Da wusste ich aber noch nicht, dass ich mal Umweltministerin werde und mir am Ende dann die Unterschriften übergeben werden."
Ministerin auf Seiten der Gentechnik-Gegner
Mit einem Lächeln gibt sie dann unmissverständlich zu verstehen, dass sie auf Seite der Gentechnikgegner steht. Und dass sie sich der Sache annehmen werde. Sie habe ja damals schon im Maiskolben-Kostüm am Feld protestiert - sie möchte keine gentechnisch veränderten Lebensmittel essen. Ihr sei das zu gefährlich, außerdem seien die Folgen unklar. Schulze will "keine Gentechnik durch die Hintertür" und ergänzt: "Wenn man Gott spielt, muss man sehr vorsichtig sein und darf das nicht einfach im Freiland tun."
"Man kann es halt nie wieder zurückholen. Deswegen will ich das nicht, ich glaube, dass man über klassische Züchtungsmethoden weit genug kommt und dass man das nicht einsetzen soll. Weder das, was wir bisher kennen, noch die neuen Züchtungsmethoden. Da bin ich genauso kritisch. Ich will keine Gentechnik durch die Hintertür!"
Umweltministerin Svenja Schulze, SPD
Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition vom März 2018 steht übrigens zur Gentechnik:
"Patente auf Pflanzen und Tiere lehnen wir ab. Ebenso das Klonen von Tieren zur Lebensmittelerzeugung. Wir halten an der Saatgutreinheit fest. Ein Gentechnikanbauverbot werden wir bundesweit einheitlich regeln (Opt-Out-Richtlinie der EU). Im Anschluss an die noch ausstehende Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zu den neuen molekularbiologischen Züchtungstechnologien werden wir auf europäischer oder gegebenenfalls nationaler Ebene Regelungen vornehmen, die das Vorsorgeprinzip und die Wahlfreiheit gewährleisten."
Wenn die Bundesregierung den Koalitionsvertrag auch so umsetzt, sagen die Bio-Unternehmer, dann sei damit schon viel gewonnen. Es gibt neue Gentechnikmethoden, die direkt ins Erbgut eingreifen. Ende dieses Monats wird ein europäisches Gerichtsurteil zu diesen Methoden erwartet. Im Anschluss will die Bundesregierung entscheiden, ob sie noch weiter nachsteuern wird.