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Der Angeklagte am ersten Prozesstag

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Vergewaltigung im Englischen Garten – Opfer glaubte an Albtraum

Am zweiten Prozesstag gegen einen mutmaßlichen Vergewaltiger hat eines der beiden Opfer ausgesagt. Die 46-jährige Übersetzerin war im Dezember 2016 in München auf Höhe des Englischen Gartens überfallen und vergewaltigt worden. Von David Herting

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Das Opfer sagte vor dem Landgericht München I in Anwesenheit ihres mutmaßlichen Angreifers und Vergewaltigers aus. Mit ruhiger Stimme beschrieb die Frau zunächst ihren jetzigen Zustand und sagte, sie sei psychologisch – auch ohne externe Hilfe – wieder hergestellt. Sie jogge auch wieder regelmäßig allein und abends auf ihrer gewohnten Strecke entlang der Isar im Münchner Stadtteil Oberföhring.

Dunkel gekleideter Jogger mit dunkler Pudelmütze

Von dem Angriff im Dezember 2016 sei lediglich eine Narbe an der Lippe und ein Taubheitsgefühl in diesem Bereich zurückgeblieben. Sie erinnere sich daran, dass sie mehrere Minuten vor dem Vorfall hinter sich einen dunkel gekleideten Jogger mit dunkler Pudelmütze bemerkt habe, der immer näher gekommen sei.

Auf einmal habe er sie von hinten gewürgt, sie habe ihn beschimpft und geschrien und versucht, zu treten und sich zu entwinden. Der Druck auf ihren Hals habe jedoch nach circa einer Minute dazu geführt, dass sie ohnmächtig geworden sei. Ob sie nur von einem um sie geschlungenen Unterarm oder aber durch ihre iPod-Kopfhörer oder ihr Stirnband gewürgt wurde, konnte sie nicht sagen.

Mit Gesicht auf dem Boden aufgewacht

Wie viel später sie in einem Gebüsch unweit der Joggingstrecke erwacht sei, könne sie ebenfalls nicht sagen. Sie erinnere sich, dass sie mit dem Gesicht auf dem Boden aufgewacht sei, ihre Jogginghose, Leggings und Unterhose waren bis zu den Kniekehlen heruntergezogen.

"Es war wie ein Albtraum. Ich dachte zuerst, ich läge zu Hause im Bett, bis ich begriff, wo ich war. Dann dachte ich, ich bin beim Pinkeln ohnmächtig geworden, weil ich ja untenrum nackt war." Das Münchner Opfer im Zeugenstand

Von Vergewaltigung erst in Klinik erfahren

Die 46-Jährige berichtete, sie habe zwar Schmerzen gehabt, nicht aber im Genitalbereich. Dass sie nicht nur attackiert und verletzt, sondern auch vergewaltigt wurde, ergab erst die Untersuchung in der Klinik.

Die Frau lief, nach dem sie aufgewacht war, in eine nahe gelegene Gaststätte, wo sich Kellner und Gäste um sie kümmerten, bis Polizei und Krankenwagen eintrafen. Laut Zeugen stand sie unter Schock und sagte wiederholt, sie wisse nicht genau, was geschehen sei, aber sie glaube, überfallen worden zu sein.

Opfer kann Angeklagten nicht wiedererkennen

Den 28-jährigen kurdischstämmigen Türken auf der Anklagebank konnte sie auf Nachfrage des Richters nicht wiedererkennen. Sie sagte, sie erinnere sich, dass der Täter einen Kopf größer als sie gewesen sei, 40 bis 50 Jahre alt und stämmig. Die 46-Jährige räumte aber auch ein, dass es am Tatabend dunkel gewesen sei.

Der Angeklagte schweigt in dem Prozess bislang. Ihm wird vorgeworfen, im Dezember 2016 an der Isar auf Höhe des Englischen Gartens in München eine Joggerin so gewürgt zu haben, dass sie ohnmächtig wurde - dann hat er sie laut Staatsanwaltschaft vergewaltigt.

Der 28-Jährige soll schon im November 2015 eine Frau in Rosenheim überfallen, brutal gewürgt und vergewaltigt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem versuchten Mord vor, weil Mordmerkmale wie "Heimtücke" und "Befriedigung des Geschlechtstriebs" vorlägen.