Durch den eigentlich ruhigen Stadtteil Allach im Münchner Nordwesten rollt eine dröhnende Welle des Lärms. Gerade fährt ein Panzer auf der Teststrecke von Krauss-Maffei Wegmann. Sehen kann man ihn nicht. Das Testgelände verbirgt sich hinter einem Erdwall. Die Geräuschwellen hält der aber nicht auf. Nur rund 300 Meter entfernt liegt eine Wohnsiedlung: die sogenannte Waldkolonie.
Gläser und Schränke wackeln
Dort sitzt Rainer Schamel in seinem Wohnzimmer und hält sich die Ohren zu: "Aber der Lärm ist nicht mal das Schlimmste", stöhnt der 61-jährige Filmtontechniker. "Die Metallketten der tonnenschweren Panzer schlagen auf den Asphalt und produzieren so Infraschallwellen, die in der Siedlung alle Gläser in den Schränken zum Klirren bringt. Wenn man die Ursache nicht kennt, kann man echt Angst bekommen." Auch seine Nachbarn kennen das Problem. Christine Zametzer und Gerhard Moosburger wohnen direkt nebenan. Bald auch noch am Feierabend und am Wochenende Lärm und Vibrationen ausgesetzt zu sein, das wollen sie nicht so ohne Weiteres hinnehmen. Es sei doch völlig unnötig, auch noch zu diesen Zeiten Panzer testen zu wollen, und das so nahe am Wohngebiet, meint Christine Zametzer.
Bestandsschutz für die Panzerteststrecke
"Am liebsten hätten wir die Teststrecke hier komplett weg, meinetwegen mit einer gewissen Restnutzungszeit für Krauss-Maffei Wegmann", ergänzt ihr Lebensgefährte.
Doch das ist nicht so einfach. Die Anlage besteht schon seit 1964. Kurioserweise ohne Genehmigung, denn die war damals noch nicht notwendig. Die Anlage genießt deshalb den sogenannten Bestandsschutz. Mit dem Antrag auf Ausweitung der Betriebszeiten wolle der Panzerhersteller die Anlage zugleich nachträglich legalisieren, vermuten die Anwohner. Gegenüber dem BR will sich Krauss-Maffei Wegmann nicht zu seinen Plänen äußern.
Die Anwohner wehren sich
Der Antrag auf Betriebszeitenverlängerung liegt aber sowohl dem Referat für Gesundheit und Umwelt, als auch dem zuständigen Bezirksausschuss vor. Im letztgenannten Gremium steht man dem Ansinnen eher kritisch gegenüber. BA-Vorsitzende Heike Kainz von der CSU erklärt: "Wir haben den Antrag zunächst abgelehnt, weil wir meinen, dass die bisherigen Betriebszeiten bis 17.00 Uhr ausreichend sind, um Panzer zu testen." In einer der nächsten Sitzungen des Bezirksausschusses soll das Thema aber noch mal auf die Tagesordnung kommen. Es soll eine bereits abgeschlossene Studie über die Lärmbelastung der Anwohner überprüft werden.
Die aber wollen dem Treiben unterdessen nicht mehr tatenlos zusehen und haben sich in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen. Einen offiziellen Namen haben sie noch nicht, aber der Arbeitstitel ihrer WhatsApp-Gruppe lässt tief blicken. Er lautet: "Panzerknacker"...