In Lederhose, roter Weste und grüner Schürze hat Oberbürgermeister Dieter Reiter um Punkt 12 Uhr das erste Fass Wiesn-Bier angezapft. Nur zweimal hat er den Holzschlegel geschwungen, dann strömte der Gerstensaft in den Maßkrug. Mit dem Ausruf „O‘ zapft is“ war die Wiesn dann offiziell eröffnet. Die erste Maß bekam der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, so ist es Tradition. Seitdem wird in allen Festzelten und gastronomischen Betrieben ausgeschenkt und die Fahrgeschäfte drehen ihre Runden.
Mit Musik und Münchner Kindl
Vor dem Anstich waren die Wiesnwirte mit ihren festlich geschmückten Wagen zum Festgelände gefahren. Begleitet wurden sie von Musikkapellen. Den Zug führte hoch zu Ross das Münchner Kindl an. Dahinter folgte traditionsgemäß Oberbürgermeister Dieter Reiter in seinem Wagen.
Ansturm der Besucher
Um Punkt 9.00 Uhr waren die ersten Besucher auf die Theresienwiese gestürmt - im Laufschritt, man will schließlich einen möglichst guten Platz in einem der Bierzelte ergattern. Das erste Bier gab es aber dann erst ab Mittag für die sehnsüchtig wartenden Besucher. Wie üblich beim Auftakt waren wieder alle Zelte vollbesetzt.
Wiesnpreise steigen erneut deutlich über Inflation
Bei so manchem Besucher dämpfen allerdings die Preise die Freude auf dem Festgelände an der Bavaria: Eine Steigerung von durchschnittlich 3,1 Prozent hat der Chefvolkswirt der italienischen Bank Unicredit für heuer ermittelt – deutlich über der allgemeinen Preisentwicklung. Aber das hat auf der Wiesn ja Tradition. 2016 war die Wiesn-Inflation sogar auf 3,5 Prozent geklettert. Der Preis für die Maß liegt heuer zwischen 10,60 und 10,95 Euro.
Bierkonsum 2016 erstmals rückläufig
Geht deshalb der Bierkonsum zurück? Laut Unicredit-Analyse ist der Pro-Kopf-Konsum von 1985 bis 2015 kontinuierlich von rund 0,9 Litern auf einen Spitzenwert von 1,3 Litern gestiegen. Vergangenes Jahr aber waren es durchschnittlich nur noch 1,18 Liter pro Mann beziehungsweise Frau.
Die Besucherzahlen waren 2016 mit 5,6 Millionen fast so niedrig wie 2001 – unmittelbar nach den Anschlägen in den USA. Der Höchstwert seither wurde 2011 mit 6,9 Millionen Besuchern erreicht – bei 17 Tagen Dauer. Von diesen Werten träumt man bei der Stadt.
Mehr Sammelstellen für Taschen und Rucksäcke
Immerhin ist aufgrund die Zahl der Sammelstellen für Rucksäcke und Taschen erhöht worden. Alles, was größer ist als drei Liter Fassungsvermögen, darf nicht mit aufs Fest. Kinderwägen allerdings auch nicht – und zwar an allen Samstagen und am Einheitsfeiertag (3. Oktober).
Mehr Sicherheit: Lieferverkehr nur außerhalb der Öffnungszeiten
Der Lieferverkehr auf der Theresienwiese ist aus Sicherheitsgründen nun erstmals vom Besucherverkehr getrennt: Bisher durften die Liefer- und Lastwagen bis 10 Uhr aufs Festgelände, Einlass für die Besucher war aber schon ab 8 Uhr. Nun müssen sich die Gäste eine Stunde länger gedulden: Erst um 9 Uhr wird das Oktoberfest öffnen. Da müssen die Lieferanten definitiv wieder weg sein. Neu ist auch: Alle Fahrer und Beifahrer mussten sich überprüfen und registrieren lassen.
Und noch etwas dürfte dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Festbesucher entsprechen: Im Notfall kann die Polizei per zentraler Lautsprecheranlage sogar in jedem Festzelt einzeln Durchsagen machen. Bestehen bleiben der Zaun ums gesamte Gelände, abschnittsweise ein flexibler Maschendrahtzaun, und die hochfahrbaren Poller gegen Fahrzeuge an den kontrollierten Eingängen. Mehr Einsatzkräfte, mehr Überwachungskameras und mehr Taschenkontrollen tun ihr Übriges.
Oide Wiesn mit neuem Volkssänger-Zelt
Da kein Zentral-Landwirtschaftsfest stattfindet, kann die nun zum sechsten Mal ihre Tore öffnen. Diese historische Wiesn ist für alle, denen der Rummel auf der normalen Wiesn zu groß und zu laut ist. Neu dabei: das "Original Münchner Volkssängerzelt – Zur Schönheitskönigin". Hier soll die Wirtshauskultur der satirisch-bissigen Volkssänger(innen) neu belebt werden.