In der Sache hart, aber die Gesprächsatmosphäre zwischen Wilbur Ross und ihm sei sehr gut gewesen, zog Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ein positives Fazit seines Antrittsbesuchs. Dies liege vielleicht auch daran, dass sie beide schon früher viel mit Kohle und Stahl zu tun hatten: Ross als Unternehmer, er als saarländischer Politiker mit der Dillinger Hütte im Wahlkreis. Jedenfalls habe man gemeinsam den Eindruck gewonnen, dass es im Handelsstreit doch noch zu einer Lösung kommen könne, um einen schweren Handelskonflikt zu verhindern.
"Ich bin heute Mittag um einige Prozent optimistischer als ich heute Morgen vor Beginn der Gespräche war." Peter Altmaier
Altmaier: EU lasse sich nicht auseinanderdividieren
Später äußerte sich Altmaier zurückhaltender. Wie eine Einigung aussehen könnte, dazu wolle er keine Angaben machen, um eine mögliche Lösung nicht zu gefährden. Zumal am Ende nicht er entscheide, sondern dies nur in enger Abstimmung mit EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström erfolgen könne. Dass sich die EU nicht auseinander dividieren lasse, das habe auch die US-Regierung verstanden.
"Wir haben klar gemacht, dass Europa in dieser Frage geschlossen ist und dass Europa von der amerikanischen Seite als Einheit gesehen werden muss." Peter Altmaier
Wochen und Monate bis zu einer vernünftigen Lösung
Eines deutete Altmaier jedoch an: eine umfassende Lösung in den strittigen Punkten ist bis Freitag nicht zu schaffen. Dann sollen die Zölle auf ausländischen Stahl und Aluminium in den USA in Kraft treten.
"Ich bin ganz sicher, dass wir inhaltlich einige Wochen brauchen werden, um zu einer vernünftigen Lösung zu gelangen. Es geht um einen Zeitraum von Wochen und Monaten." Peter Altmaier
Bis Freitag sei jedoch ein positives Signal möglich. Sollten die Strafzölle am Freitag dennoch in Kraft treten, so Altmaier, werde die EU nicht sofort Gegenmaßnahmen ergreifen. Die Liste möglicher US-Produkte wie Whiskey, Jeans oder Motorräder sehe keinen Automatismus vor.
"Diese Liste besagt ja, dass nach dem Inkrafttreten der amerikanischen Maßnahmen innerhalb von 90 Tagen Zeit für Gespräche und Prüfungen ist, ob die Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Unser Ziel ist es nicht, möglichst schnell Gegenmaßnahmen in Kraft zu setzen. Sondern unser Ziel ist es, Maßnahmen auf beiden Seiten zu vermeiden." Peter Altmaier
Kompromisse und Deeskalation
Dem Bundeswirtschaftsminister geht es um Kompromisse und Deeskalation. Auch heute, wenn er den US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer trifft. Zeitgleich suchen EU-Handelskommissarin Malmström und Wilbur Ross eine Lösung. Denn ein transatlantischer Handelskrieg würde allen schaden, vor allem der deutschen Exportwirtschaft. Entgegenkommen signalisiert Altmaier auch bei Trumps Forderung, Deutschland müsse die Verteidigungsausgaben deutlich in Richtung zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes erhöhen.
"Was er zurecht erwarten kann, ist, dass die Nato die Zusagen einhält, die sie bereits Präsident Obama gemacht hat. Das war kein Beschluss, der uns von außen aufgezwungen wurde. Sondern es war eine gemeinsame Erklärung der Nato, an die wir uns gebunden fühlen." Peter Altmaier
Unterdessen berichten US-Medien, dass Donald Trump noch in dieser Woche umfassende Strafzölle gegen China verhängen will - in Höhe von 60 Milliarden Dollar, in den Bereichen Technologie, Telekommunikation und geistiges Eigentum. Für diesen Fall hat die chinesische Regierung mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht.